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4. Der erwachsene Mose erschlägt einen Ägypter und sein Verbrechen wird entdeckt (2. Mose 2,11-15a)
2. MOSE 2,11-14
11 Zu den Zeiten, da Mose war groß geworden, ging er aus zu seinen Brüdern und sah ihre Last und ward gewahr, daß ein Ägypter schlug seiner Brüder, der Hebräischen, einen. 12 Und er wandte sich hin und her, und da er sah, daß kein Mensch da war, erschlug er den Ägypter und scharrte ihn in den Sand. 13 Auf einen andern Tag ging er auch aus und sah zwei hebräische Männer sich miteinander zanken und sprach zu dem Ungerechten: Warum schlägst du deinen Nächsten? 14 Er aber sprach: Wer hat dich zum Obersten oder Richter über uns gesetzt? Willst du mich auch erwürgen, wie du den Ägypter erwürgt hast? Da fürchtete sich Mose und sprach: Wie ist das laut geworden?
Als Mose 40 Jahre alt war, kam mitten im Glanz des Königshofes in seinem Herzen – von Gott gewirkt – das Verlangen auf, nach seinen verachteten Volksgenossen zu schauen! Ohne irgend etwas im Palast merken zu lassen, entfernte sich Mose und suchte die Stätte auf, wo die Israeliten ihrer schweren Fronarbeit oblagen. Voll Mitgefühl sah er ihnen zu – sah, wie schwer sie sich mühten - wie grausam sie behandelt wurden. Ein heiliger Ingrimm erfaßter ihn! Fortan trieb es ihn immer wieder hin zu den Stätten der Mühe und des Leidens seiner Brüder. – Eines Tages traf es sich, daß an einem einsamen Platz ein Israeli durch einen Ägypter gequält und ungerecht behandelt wurde. Da hielt es Mose nicht länger zurück. Schnell schaute er sich um, und da niemand weiter im Umkreis war, erschlug er den Ägypter um seinen Volksgenossen aus seiner Hand zu befreien, und verscharrte ihn im Sand. „Er meinte, seine Brüder würden verstehen, daß Gott durch seine Hand ihnen Rettung gäbe!“ (Apgesch. 7,22-25.)
Wohl war es Liebe und Glaube, von Gott gewirkt, die sein Herz trieben. Er sah in seinen Brüdern nach dem Fleische das Volk Gottes, und mit diesem sich eins zumachen, war sein Begehren. – Menschliche Klugheit hätte es für ratsam gehalten, die hohe Stellung am Hofe des Pharaos zu wahren und von hier aus Israel einige Erleichterung zu erwirken! Der Glaube dagegen veranlaßte Mose, seine Stellung aufs Spiel zu setzen. Er wollte nicht Israel von obenher begünstigen, sondern sein ganzes Herz drängte ihn, sich mit dem Volke Gottes einszumachen – dessen Leiden, dessen Schmach und Verachtung zu teilen. (Lies Hebr. 11,24-26.)
Schneller als er gedacht, kam es zu einem völligen Bruch mit der Prinzessin, seiner Pflegemutter - zum Abbruch der Beziehungen zum Hofe Pharaos! Die rasche Tat, die Tötung des Ägypters, führte den Bruch herbei. – Diese Tat des Mose war ein merkwürdiges Gemisch, und es war nur gut für ihn, daß Gott das Herz ansieht. – Gott wertete seinen lebendigen Glauben, der in den unterdrückten Sklaven das erwählte Volk Gottes erkannte und sie als seine Brüder liebte und befreien wollte. Doch wie stark mischte sich eigener Drang in dieses Tun, obwohl das Wort Gottes es als eine Handlung zu Befreiung eines Gliedes des Volkes Gottes anerkennt! – Moses zeigt hier, daß sein heftiger Charakter ihn jetzt noch unfähig macht, das Werkzeug in Gottes Hand zu sein, das er einmal werden soll! Gottes Stunde zur Rettung Israels war noch nicht gekommen. Israels Not mußte erst noch höher steigen, und Moses mußte erst noch lange und tief geläutert werden, ehe er imstande war, der Retter und Führer Israels aus der Sklaverei Ägyptens zu werden. [Lies Hebr. 12,1-15.]
Schon seine Unsicherheit – „er wandte sich hierhin und dorthin!“ – lieferte den Beweis, daß Sein Auftreten der göttlichen Vollmacht entbehrte. Wer im Auftrage Gottes handelt, braucht sich nicht voll Menschenfurcht umzuschauen; ihm gilt das Wort des Herrn: „Du aber gürte deine Lenden und mache dich auf und rede zu ihnen alles, was Ich dir gebieten werde. Verzage nicht vor ihnen, damit Ich dich nicht vor ihnen verzagt mache!“ (Jer. 1,17-19.)
(Freitag, 5. Januar 1934)