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21. Josef sperrt Simeon ein und schickt die anderen mit Getreide heim, dass sie ihren jüngsten Bruder holen (1. Mose 42,18-24)
1. MOSE 42,18-21
18 Am dritten Tage aber sprach er zu ihnen: Wollt ihr leben, so tut also; denn ich fürchte Gott. 19 Seid ihr redlich, so laßt eurer Brüder einen gebunden liegen in eurem Gefängnis; ihr aber zieht hin und bringet heim, was ihr gekauft habt für den Hunger. 20 Und bringt euren jüngsten Bruder zu mir, so will ich euren Worten glauben, daß ihr nicht sterben müßt. Und sie taten also. 21 Sie aber sprachen untereinander: Das haben wir uns an unserm Bruder verschuldet, daß wir sahen die Angst seiner Seele, da er uns anflehte, und wir wollten ihn nicht erhören; darum kommt nun diese Trübsal über uns.
HIOB 36,8-12
8 Und wenn sie gefangen blieben in Stöcken und elend gebunden mit Stricken, 9 so verkündigt er ihnen, was sie getan haben, und ihre Untugenden, daß sie sich überhoben, 10 und öffnet ihnen das Ohr zur Zucht und sagt ihnen, daß sie sich von dem Unrechten bekehren sollen. 11 Gehorchen sie und dienen ihm, so werden sie bei guten Tagen alt werden und mit Lust leben. 12 Gehorchen sie nicht, so werden sie ins Schwert fallen und vergehen in Unverstand.
Alles, was die zehn Brüder während der drei Tage im Gefängnis erlebten, schmolz ihr Herz in aufrichtiger Reue. Vorher hatten sie nur nebenbei von ihrem Bruder gesagt: „Der eine ist nicht mehr da.“ Nach den drei Tagen aber sagten sie zueinander: „Fürwahr, wir sind schuldig und müssen büßen wegen unseres Bruders. Wir sahen wohl seine Seelenangst, als er uns anflehte, aber wir schenkten ihm kein Gehör. Darum ist diese Drangsal über uns gekommen.“ – Wir wollen auch denken an die drei Tage, die Saulus fastend zubrachte, als der Herr Jesus durch das Licht Seiner Herrlichkeit ihn zu Boden geworfen hatte. Da mußte er erkennen: Das göttliche Gesetz ist heilig, gerecht und gut; ich aber bin fleischlich – unter die Sünde verkauft. „Ich elender Mensch! Wer wird mich retten von diesem Leibe des Todes?“ [Lies Hos. 5,15; Jer. 26,13; Hiob 8,5–7.]
Hast du auch schon solche Tage erlebt, lieber Bruder, liebe Schwester – Tage heißer Bußkämpfe? – Nach drei Tagen läßt Joseph seine zehn Brüder von neuem vor sich bringen und spricht zu ihnen: „Tut, was ich euch schon gesagt habe. Ich bin ein Mann, der Gott fürchtet! Wenn eure Aussagen sich als Wahrheit erweisen und ihr euren jüngsten Bruder tatsächlich herbringt, dann sollt ihr am Leben bleiben! Ich will euch in die Heimat senden und nur einen von euch als Geisel hierbehalten.“ – So hart und streng die Handlungsweise Josephs schien – sie war diktiert von göttlicher Liebe und göttlicher Weisheit. Gerade deshalb erreichte sie auch ihr Ziel an den Brüdern. Und aus welcher Weisheit und Liebe erst gehen all die Wege Gottes mit uns hervor, auch gerade die scheinbar harten und unbegreiflichen Wege! Gott handelt mit uns als Seinen geliebten Kindern. Er will uns von unseren Eigenheiten und Verkehrtheiten lösen, von unseren tief eingewurzelten Fehlern befreien, uns Seiner Heiligkeit und Glückseligkeit teilhaftig machen! O daß doch heute alle wahren Kinder Gottes die heilige Liebe ihres Gottes verständen und willig und dankbar eingingen auf des Herrn Friedensgedanken und Segensabsichten. Wie gesegnet könnten sie sein, und welch schnelle Fortschritte in der Gnade Gottes könnten sie machen! (Lies Jer. 29,11–14a; [Hos. 2,14–20; 5. Mose 32,3.4].)
(Freitag, 16. Oktober 1953)