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3. Josefs Brüder wollten ihn töten; aber Ruben erwirkt, dass sie ihn gebunden in eine leere Grube werfen (1. Mose 37,18 - 24)
1. MOSE 37,23.24
23 Als nun Joseph zu seinen Brüdern kam, zogen sie ihm seinen Rock, den bunten Rock, aus, den er anhatte, 24 und nahmen ihn und warfen ihn in die Grube; aber die Grube war leer und kein Wasser darin.
PSALM 35,1-9
1 Ein Psalm Davids. HERR, hadere mit meinen Haderern; streite wider meine Bestreiter. 2 Ergreife Schild und Waffen und mache dich auf, mir zu helfen! 3 Zücke den Spieß und schütze mich gegen meine Verfolger! Sprich zu meiner Seele: Ich bin deine Hilfe! 4 Es müssen sich schämen und gehöhnt werden, die nach meiner Seele stehen; es müssen zurückkehren und zu Schanden werden, die mir übelwollen. 5 Sie müssen werden wie Spreu vor dem Winde, und der Engel des HERRN stoße sie weg. 6 Ihr Weg müsse finster und schlüpfrig werden, und der Engel des HERRN verfolge sie. 7 Denn sie haben mir ohne Ursache ihr Netz gestellt, mich zu verderben, und haben ohne Ursache meiner Seele Gruben zugerichtet. 8 Er müsse unversehens überfallen werden; und sein Netz, das er gestellt hat, müsse ihn fangen; und er müsse darin überfallen werden 9 Aber meine Seele müsse sich freuen des HERRN und sei fröhlich über seine Hilfe.
Joseph weint und fleht die Brüder an, doch nicht so grausam zu sein. Doch sie hören nicht auf ihn; ihr Herz ist ganz verhärtet! Ja, sie setzen sich noch neben der Grube nieder und fangen an, die Vorräte zu verzehren, die Joseph ihnen von zu Hause mitgebracht hatte. O zu welcher Grausamkeit und Rohheit sind doch Menschenherzen fähig, die unter der Obrigkeit der Finsternis stehen – die von der Macht der Sünde und des Ichlebens beherrscht werden. – Während Josephs unterdrückte Seufzer aus der Tiefe der Grube aufstiegen, saßen die Brüder da und ließen es sich schmecken! Zuletzt wollten sie dann, ehe sie weiterzogen, ihren Bruder umbringen. Joseph hatte gedacht, seine Brüder zu finden, nun aber fand er in ihnen Todfeinde. – Wie Joseph, so kam auch der Sohn Gottes zu den Seinen, und die Seinen nahmen ihn nicht auf! (Lies Joh. 1,11; 5,43; Luk. 20,9–19.)
Josephs Seelenangst erinnert uns an des Herrn Jesu starkes Weinen und Rufen, an Seine Tränen vor Gott im Garten Gethsemane. Auch Er wurde ja gepackt und geschlagen von rohen Fäusten und zur Richtstätte Golgatha gebracht. Wie Josephs Brüder in ihrer Herzenskälte und Gleichgültigkeit dort bei der Grube saßen, so sehen wir in der Geschichte der Leiden unseres Herrn, daß es auch damals Leute genug gab, die gefühllos und teilnahmslos in der Nähe des Kreuzes von Golgatha standen. Ja, sie wagten es sogar, Worte des Spottes und des Hohnes dem am Kreuz hängenden Heiland zuzurufen. Doch welch eine Wendung ist gar bald eingetreten, so daß wir sprechen dürfen: „Wir sehen den Herrn Jesus, der für kurze Zeit in Seinem Todesleiden unter die Engel erniedrigt war, nunmehr mit Herrlichkeit und Ehre im Himmel gekrönt, nachdem Er durch Gottes Gnade für alle den Tod mit allen Seinen Schrecken geschmeckt hat. Es entspricht ja der Würde und Erhabenheit Gottes, daß Er den Begründer unseres Heils durch Leiden vollkommen machte zu diesem hohen Beruf!“ [Lies Hebr. 2,9.10.14–18.]
(Freitag, 24. April 1953)