BIBELLESEZETTEL von Chr. von Viebahn

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JAHRGANG 1935
Mai 1935

Sonntag, den 12. Mai 1935


2. Mose 32,30-32

Wie mag es Mose in jener Nacht zumute gewesen sein, während er über die Ereignisse des vergangenen Tages nachsann? - Er, der alle Glieder Israels so heilig und innig liebte, weil es Gottes Volk war, er rang und kämpfte im Gebet, bis das tiefe Erbarmen mit dem sündigen Volke einen Entschluß von größter Tragweite in ihm reifte. - Am nächsten Morgen trat Mose unter das Volk: „Ihr habt eine große Schuld begangen, aber ich will noch einmal hinaufsteigen auf den Berg zum Herrn.“ - Mose verkleinert nicht die Sünde des Volkes, er entschuldigt sie auch nicht. Nein, er haßt die Sünde; aber er liebt das arme, betrogene Volk, welches gesündigt hat, und ist bereit, für dasselbe in den Riß zu treten. - In einer späteren Zeit mußte Gott durch den Propheten, sprechen: „Ich suchte einen Mann unter ihnen, der die Mauer zumauern und vor Mir in den Riß träte für das Land, daß Ich es nicht verderbte; aber Ich fand keinen!“ [Hes. 22,30.] - Doch an diesem dunklen Tage des Goldenen Kalbes fand Gott in Mose den Mann, der in den Riß trat! Zum zweitenmal will er hinaufsteigen zum Herrn: „Vielleicht kann ich Sühnung tun für eure Sünde!“ - Welche Liebe, welche Opferbereitschaft! - Schritt für Schritt steigt Mose den Berg hinan, bis er von neuem vor Gott erscheint: „Ach, Herr, dies Volk hat eine große Sünde begangen! Sie haben sich einen Gott von Gold gemacht! Und nun - wenn Du doch ihre Sünde vergeben wolltest! ... Wenn aber nicht, so lösche mich doch aus Deinem Buche!“ - Mose ist freudig bereit, das Opfer zu sein an Stelle des sündigen Volkes. - O daß wir Kinder Gottes doch wirklich etwas kennen möchten von dieser sich selbst aufopfernden Liebe, die nichts für sich selbst will und sucht - die so langmütig, so gütig ist, die sich nicht erbittern läßt - die anderen das Böse nicht anrechnet, sondern viel lieber die Schuld und die Strafe auf sich nimmt! - Glückselig das Leben der aufopfernden und aufgeopferten Liebe! (Lies 1. Kor. 13,1-13.) - Mose ist hier ein herrliches Vorbild auf Christum, den großen Mittler zwischen Gott und den Menschen. [Lies Hebr. 3,1-6.] Aber wieviel größer und herrlicher noch als Mose ist Christus! Er ging nicht mit einem „Vielleicht“ hinauf in den Himmel zu Gott, sondern mit den Worten: „Es ist vollbracht!“ „Mit Seinem eigenen Blut ist Er ein für allemal ins Heiligtum eingegangen, als Er eine ewige Erlösung erfunden und vollbracht hatte.“ [Lies Hebr. 9,11-15. 24-28.] - Mose macht sich eins mit der großen Sünde seines Volkes und will Sühnung dafür tun; er erfleht und erlangt von Gott die Vergebung für Israel. Mit kühnem Glaubensmut nimmt er Gott beim Wort und spricht: „Gedenke, Herr, ... Du hast doch geschworen ...!“ Wahrlich, das ist die Sprache des Freundes, der bei tiefster Ehrerbietung seinem Freunde (Gott!) auch ernste und eindringliche Vorstellungen machen darf! - Gott hatte Mose angeboten: „Ich will dich zu einem großen Volke machen!“ Aber Mose wollte nicht für sich Größe und Ruhm auf Kosten des Volkes! O nein, ihm lag alles daran, daß Gottes herrliche Pläne mit dem Volke zur Vollendung kamen - daß Israel in das Land seiner Bestimmung komme und daß es in Zeit und Ewigkeit seinem Gott zum Ruhm und zum Schmuck sei! - Er hatte so viel für das Volk gebetet und gelitten, daß er keinen sehnlicheren Wunsch kannte, als daß Israel zu seinem Erbteil gelange und daß Gott dadurch verherrlicht werde. - Man kann nicht wirklich ernstlich für andere beten, ohne daß das tiefe Verlangen in der Seele erwacht, sich ganz für sie aufzuopfern!

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