Sonnabend, den 16. März 1935
2. Mose 31,18
Der ewige Gott hielt diese zehn Gebote für so bedeutungsvoll, daß Er Selbst sie auf steinerne Tafeln schrieb, um sie dem Mittler Seines auserwählten Volkes in die Hand zu legen. Ja, diese zehn Gebote bilden noch heute die Grundlage der Gesetzgebung aller Kulturvölker der Erde. Nur soweit dieses gottgegebene Fundament aller Gerechtigkeit anerkannt wird, herrscht Ordnung und Zucht, Gedeihen und Segen in einem Land! Soweit man sich nicht nach diesen göttlichen Geboten richtet, zieht Unheil ein und die Gewalt der Sünde. (Lies Hiob 36,11.12; Spr. 14,34; Jer. 18,7-11.) - Gott beansprucht Alleinherrscher zu sein im Leben, im Herzen und im Haus der Menschen - im Leben der Völker! Und Er schenkt Sich ganz jeder Seele, die Ihm huldigt, gehorcht und vertraut. (Lies 5. Mos. 6,4.5.12-15; [10,12-17.20.21].) - Die alten Völker, besonders die Griechen und Römer, trugen gerne Gesetze, wichtige Verträge oder geschichtliche Tatsachen von bleibender Bedeutung auf eherne Tafeln ein zu stetiger Erinnerung. (Vgl. Jes. 30,8.) Zu vorübergehendem Zweck wurden bei den Alten auch kleine Holztafeln - wie wahrscheinlich die des Zacharias [Luk. 1,63] - mit Wachs überzogen, beschrieben! - Die Bibel spricht auch von den Tafeln des Herzens, in welche die Gebote Gottes tief und unauslöschlich eingeschrieben werden sollen: „Mein Kind, vergiß meine Belehrung nicht; laß dein Herz meine Worte bewahren! Denn Länge der Tage und Jahre des Lebens, Frieden und Wohlfahrt werden sie dir mehren, Güte und Wahrheit mögen dich nicht verlassen! Binde sie um deinen Hals - schreibe sie auf die Tafeln deines Herzens; so wirst du Gunst finden und gute Einsicht gewinnen vor den Augen Gottes und der Menschen!“ [Spr. 3,1-4; vgl. 7,1-3.] - Wir selbst sind verantwortlich dafür, was wir durch unsere Gesinnung, unsere Gedanken und unser Tun in unser Inneres schreiben. Von dem Zweistämmevolk mußte der Prophet Jeremia sagen: „Die Sünde Judas ist geschrieben mit eisernem Griffel, mit diamantener Spitze. Sie ist eingegraben in die Tafel ihres Herzens und an die Hörner ihrer Altäre! - Ihr habt ein Feuer angezündet in Meinem Zorn, das ewiglich brennen wird!“ [Jer. 17,1.4.] - Es gibt einen modernen Apparat, der heißt Stenophon. Spricht man in demselben hinein, so schreibt er auf eine schnell sich drehende Wachswalze ganz feine Rillen; man kann sie mit dem bloßen Auge kaum sehen. Und doch, wenn man den Apparat ein wenig umstellt, geben diese feinen Rillen - gibt der Apparat haargenau alles wieder, was in ihn hineingesprochen worden ist, bis auf die Klangfarbe der Stimme - bis auf den einzelnen Buchstaben und Laut! - Die Walzen kann man aufbewahren und nach langer Zeit einmal wieder in den Apparat einsetzen. Vielleicht ist derjenige, der auf diese Walze gesprochen hat, längst tot; aber seine Worte, seine Stimme vernimmt man so deutlich, als wurden jetzt erst diese Worte gesprochen! - So werden die Menschen Rechenschaft geben müssen am Gerichtstage Gottes von jedem unnützen Wort, das sie gesprochen - von jeder lieblosen oder unlauteren Tat, die sie getan haben! - In den Gerichtsbüchern Gottes hat jeder Mensch seine Seite mit Namen, auf welcher alles eingezeichnet ist, was sein ganzes Leben, Tun und Denken umschließt. Und auch in unserem eigenen Gedächtnis und Gehirn ist alles unauslöschlich eingetragen, was wir je erlebten, dachten und taten. Wer möchte wohl, daß sein ganzes Leben bis in die innersten Empfindungen und Gedanken aufgerollt würde?