Sonntag, den 26. November 1922
Psalm 130,5.6; Johannes 14,1-3; 1. Korinther 15,51-58
Die wartende Stellung des Glaubenden soll, wenn es recht steht, durchaus nicht nur äußerlich sein. Nein, er legt seine ganze Seele hinein. Das Harren auf Gott ist seine innerste Herzensstimmung und Willensrichtung. Die Wiederholung in diesen Versen bringt ungesucht, aber stark die ganze Inbrunst dieses Sehnens, Harrens und Hoffens zum Ausdruck. Ja, auch wir tun gut, in alles, was unseren Verkehr mit Gott betrifft, die ganze Kraft unserer Seele hineinzulegen, besonders auch in unser Gebet und Flehen! Der Herr sagt: „Wenn ihr Mich von ganzem Herzen suchet, so will Ich Mich von euch finden lassen!“ - Verweist der Herr uns aufs Warten, so laßt uns auch das mit völligem - mit ungeteiltem Herzen tun. „Glückselig alle, die auf Ihn harren!“ - Die treuen Glieder des Volkes Gottes sind zu allen Zeiten harrende, wartende Leute gewesen. Einst harrten sie auf das erste Kommen des Herrn - jetzt warten sie auf Seine Wiederkunft. Im Alten Bunde harrten sie auf die Gewißheit der Vergebung (viele allerdings empfingen dieselbe auch, vgl. Ps. 32,1-5 u. v. a.) - jetzt warten sie auf die herrliche Vollendung! „Denn wir erwarten durch den Geist im Glauben die Hoffnung der Gerechtigkeit!“ Möchten es nur alle Kinder Gottes verstehen, daß sie zu diesem Zweck bekehrt sind: dem lebendigen Gott zu dienen und Seinen Sohn vom Himmel her zu erwarten: „Unser Bürgerrecht ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesum Christum als Heiland erwarten, welcher unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit Seinem Leibe der Herrlichkeit, nach der wirksamen Kraft, mit der Er vermag, auch alle Dinge Sich zu unterwerfen!“ Von dieser freudigen Hoffnung und Erwartung der nahen Wiederkunft des Herrn Jesu für die Seinen reden zahllose Stellen im Neuen Testament! (Lies z. B. 1. Thess. 4,13-18.) Liebes Herz, kannst auch du in diesem freudigen Sinne sprechen: „Ich warte auf den Herrn - meine Seele harrt auf den Herrn!“?