Dienstag, den 29. August 1922
Haggai 1,3.4
Hinter der Entschuldigung des Volkes verbarg sich nicht nur Trägheit, sondern auch Selbstsucht und Liebe zur Äußerlichkeit. Im Blick auf ihre eigenen Wohnstätten bezweifelten die Juden keinen Augenblick, daß es am Platze sei, dieselben schön und behaglich auszustatten, soweit die Verhältnisse dies ermöglichten. Den Herrn aber - Seine heilige Gnadengegenwart, Sein Wohnen unter ihnen, Seine Ansprüche an ihre Dankbarkeit und Liebe hatten sie aus dem Auge verloren! Sonst hätten sie Ihm auch eine Wohnstätte bereitet, die Seiner würdig war - um so mehr, als dies doch der ausgesprochene Zweck ihrer Zurückführung in das Land ihrer Väter gewesen! (Esra 1,1-4.) - Wie hatte ein David hierin ein so anderes Empfinden gehabt! (Lies 2. Sam. 7,1.2; Ps. 132,1-5.) - O, daß auch wir ein ganzes Herz für Gott und Gottes Sache auf Erden hätten - daß es auch von uns heißen könnte: Er ist „für die Dinge des Herrn besorgt, wie er dem Herrn gefallen möge.“ Sie ist „für die Dinge des Herrn besorgt, auf daß sie heilig sei, sowohl an Leib als Geist!“ (1. Kor. 7,32.34.) Ruft der Herr uns nicht zu: „Trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes und nach Seiner Gerechtigkeit und das übrige wird euch alles hinzugefügt werden?“ Unsere eigenen Häuser und Familien, Geldangelegenheiten und Kräfte werden ganz gewiß nicht Not leiden, sondern in ungeahnter Weise gesegnet werden, wenn wir unser Hauptinteresse dem Haus und der Familie Gottes zuwenden und mit unseren Mitteln und Kräften uns Ihm völlig zur Verfügung stellen! (Vgl. Röm. 12,1.2; 1. Kor. 16,15-18; 2. Tim. 2,3-13.) - Ist es nicht tief schmerzlich, daß der Herr, wenn Er auf Sein Volk blickt, klagen muß: „Alle suchen das Ihrige, nicht das, was Christi Jesu ist?“ (Phil. 2,21; vgl. aber auch V. 19 u. 20!) - Ja, in der Endzeit, in der wir stehen, ist in vielen, die einst brennend für den Herrn waren, die Liebe erkaltet. (Matth. 24,12.) Wie freut sich da unser Herr über ein Herz, das ungeteilt Ihm schlägt, über ein Ihm völlig ausgeliefertes Leben!