Donnerstag, den 29. Juni 1922
Psalm 128,3.4
Wie kostbar ist doch ein Kind - welche Ehre und Freude für eine Frau, Mutter zu werden und zu sein! Jedes Kindlein ist ein großes Wunder, ein Meisterwerk der heiligen Schöpferhand, ja, ein nach Gottes Bild geschaffenes Wesen. Und wenn das Aufziehen von Kindern auch Schmerzen, Mühe, Unruhe und Arbeit mit sich bringt - es ist eine der ehrenvollsten und dankbarsten Aufgaben, welche Menschen anvertraut werden können - die sie allerdings nur in aufrichtiger Gottesfurcht segensvoll erfüllen können. Wie glücklich und heilig stehen eine Sara, das Weib Manoahs, eine Hanna, eine Maria und Elisabeth als werdende und als gewordene Mütter vor unseren Augen. (1. Mos. 17,15.16; 1. Petr. 3,6; Richt. 13,1-25 [1. Sam. 1; 2,1-26; Luk. 1 u. 2].)
Wer schon im Winter in südlichen Landen weilte, weiß, wie die jungen Ölbäumchen um den elterlichen Stamm herum aufsprossen, welcher, selber noch eine Fülle von Früchten tragend, von einer Schar kräftig aufwachsender Nachfolger umringt ist, deren jeder das Zeug dazu hätte, die Stelle des alten Ölbaumes einzunehmen, wenn dieser abgehauen oder von Sturm und Wetter geknickt würde! - Wenn der Segen Gottes „auf einer Familie ruht, kann kaum ein Anblick erfreulicher sein“ als eine Schar munterer Kinder in allen Altersstufen, die den elterlichen Tisch umgeben! - Im Alltagsumtrieb mag es uns allerdings hie und da eher möglich sein, „die Vorzüge, die wir an unserem Heim besitzen, recht zu würdigen, wenn wir bedenken, was unser Los wäre, wenn sie uns entzogen würden!“ Wie wäre dir, du Gatte und Vater, zumute, wenn heute die teure Gefährtin deines Lebens aus deinem Hause, wo sie so ruhig und fleißig gewaltet hat, „in die stille Kammer des Grabes getragen würde? Und was ist all die Mühe und die Sorge um die Kinder, sobald wir den Kummer um ihren etwaigen Verlust dagegen halten?“