Donnerstag, den 15. Juni 1922
Psalm 127,1; Sprüche 15,33 - 16,9; 21,30.31
Es ist eine schwere und tiefe Lektion, die dieser Vers uns lehrt; unser ganzes Leben lang werden wir daran lernen müssen! - Sei es nun ein Staat, eine Stadt oder eine Familie - ein Geschäft oder ein Lebenswerk, ein Lebensglück - kein Bau hat Segen und Bestand, außer demjenigen, den Gott gutheißt und ausführt. Das hatte der Apostel Paulus in seinem hochwichtigen Amt erfahren und gelernt. Der Herr hatte ihn den überaus wichtigen Reichsgottesgrundsatz gelehrt, dem die menschliche Vernunft so gänzlich entgegenstreitet: „Kraft wird in Schwachheit vollbracht“, d. h. die göttliche Kraft kann sich nur da offenbaren, wo die menschliche Ohnmacht und Abhängigkeit Gott gegenüber anerkannt wird! - Da hören wir aber fragen: Ja, sollen wir denn gar nichts tun - nur die Hände in den Schoß legen oder schlafen, und so warten, was Gott tun wird? - O nein, gerade Paulus, dessen Wort wir eben anführten, sagt an anderer Stelle - und seine Lebensgeschichte bestätigt es: „Ich habe viel gearbeitet - viel mehr als sie (die übrigen Apostel) alle!“ - Doch fügt er alsbald hinzu: „Nicht aber ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir war!“ (1. Kor. 15,10.) - Auch unser Psalm sagt nicht, daß die Bauleute nicht arbeiten, die Wächter nicht wachen sollen. Sie sollen treulich und eifrig arbeiten und ihre Pflicht erfüllen; aber sie sollen ein tiefes Bewußtsein davon haben, daß nur Gott das Werk ihrer Hände fördern und gelingen lassen kann, daß sie gänzlich auf Ihn angewiesen sind. Gott ist nicht ein Förderer und Beschützer der menschlichen Trägheit und Nachlässigkeit, sondern ein Förderer und Beschützer des Glaubensgehorsams, des Glaubenswerkes und des Glaubenseifers. Arbeite so, daß du dabei einzig und allein dem Herrn vertraust; vertraue so, daß du mutig, treu und fleißig arbeiten kannst! (Lies Röm. 12,11.)