Mittwoch, den 3. August 1921
Habakuk 1,2-4
Habakuk kann es nicht verstehen, daß Jehova, der doch der Heilige und Gerechte ist, so ruhig all der Ungerechtigkeit zusieht, ohne einzugreifen - zumal doch Israel Sein Königreich und auf Sein Gesetz verpflichtet ist! Dieses Gesetz, das ja die Seele des staatlichen, gottesdienstlichen und häuslichen Lebens im Volke sein sollte (man denke an den Inhalt der fünf Bücher Mose!), hatte im allgemeinen keine Kraft und Wirkung mehr im Gewissen des Volkes. Das Recht kam gar nicht mehr zur Geltung. Wo es noch angewandt wurde, verdrehte man es; waren doch die Richter und Beamten selbst verdrehte und verkehrte Leute, deren Herz fern von Gottesfurcht war! - Wohl gab es noch manche Gerechte, die so empfanden und standen, wie der Prophet. Aber sie waren derartig eingeengt und unterdrückt von der allgemeinen Gottlosigkeit, daß sie keinen weittragenden Einfluß mehr auf den sittlichen Stand des Volkes ausüben konnten. Sie mußten froh sein, wenn sie ihre eigene Seele unbeschadet hindurchbringen und ihrer nächsten Umgebung noch ein Licht und ein Salz sein konnten! - Diesem Zeitbild aus Habakuks Tagen brauchen wir nicht viel hinzuzufügen. Jeder einsichtige Gläubige wird von selbst empfinden, wie die heutigen Zustände denen von damals gleichen. Mögen die Kinder Gottes sich als Gerechte und Heilige ausweisen in ihrem täglichen Wandel! Mögen sie wirken als brennende und hellscheinende Lichter unter einem verkehrten, dem Untergang zueilenden Geschlecht! Herr Jesu, Deine Liebe dränge uns, alle zu retten, die irgend sich noch retten lassen durch Dein Evangelium!