Donnerstag, den 26. Mai 1921
Psalm 121,7
Um nun auch gewiß keinen Fall zu vergessen, da der Pilger in besonderer Weise der schirmenden Gnadenmacht seines Gottes bedarf, wird ihm noch einmal umfassend versichert: „Der Herr wird*) dich behüten vor allem Übel!“ Alles, was wirklich Übel, Böses, Schlimmes, Unglück heißt, wird von mir abgehalten werden durch die machtvolle göttliche Bewahrung, so daß ich sprechen darf: „Ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn Du bist bei mir! Dein Stecken und Dein Stab trösten mich!“ (Vergl. Ps. 91,10.) Heißt das nun, daß ich ohne alle Widrigkeiten und Leiden durchkommen soll bis in den Himmel? Ach nein: „Wir müssen durch viel Trübsal in das Reich Gottes eingehen!“ Aber die Trübsale und Leiden dürfen kein Unglück für uns werden, sondern müssen im Gegenteil zu unserem Heil, zu unserer Bewahrung beitragen. Dem Herrn ist es ja nicht in erster Linie um unser äußeres Wohlergehen zu tun, obwohl Er uns auch dieses gern gewährt, soweit es wirklich gut für uns ist. Aber in erster Linie ist Er auf das Wohl unserer Seele, auf ihre Bewahrung und Heiligung bedacht! (Lies Hebr. 12,4-17.)
*) Im Urtext haben wir hier also nicht einen frommen Wunsch (wie Luther übersetzt hat: „Der Herr behüte dich vor allem Übel!“), sondern eine feste Zusage, eine köstliche Verheißung: „Der Herr wird dich behüten vor allem Übel!“