BIBELLESEZETTEL von Chr. von Viebahn

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JAHRGANG 1921
Mai 1921

Mittwoch, den 11. Mai 1921


Man lese heute überblickshalber die Psalmen 120 - 134

Auf den großen herrlichen 119. Psalm folgt nun eine Sammlung von 15 kurzen Liedern; es sind die sogenannten „Stufenlieder“. Derselbe Heilige Geist, dessen Lebenshauch in dem längsten Psalm der Bibel so kräftig zu spüren ist, ist auch der Urheber der kurzen Dichtungen, die auf ihn folgen! Die Überschrift „ein Stufenlied“ (wörtl. Übersetzung) hat zu mancherlei Vermutungen über Ursprung, Zweck und Gebrauchsart dieser fünfzehn Psalmen (120 - 134) geführt. Einige deuten diese Bezeichnung auf den Standort der Sänger im Tempel, andere auf einen höheren Grundton des Gesanges oder ein stufenmäßiges Erhöhen der Tonart in der Reihenfolge der Lieder. Wieder andere suchen die Deutung der Überschrift in dem Inhalt dieser Psalmen; sie denken dabei an die Glaubensstufen, auf denen sich die Seele aus dem tiefsten Kummer und Gram zu der seligsten Wonne der Gemeinschaft mit Gott aufschwingt! - Wieder andere Ausleger - und diesen möchten wir am ersten recht geben - übersetzen die Überschrift „Lied der Hinaufzüge“ und nehmen an, daß diese fünfzehn Psalmen von den heimkehrenden Juden bei der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft gesungen und von da ab dauernd als Wallfahrts- und Festlieder gebraucht wurden bei dem dreimal jährlichen Hinaufziehen der Juden zu den großen Festen (Passah-, Pfingst- und Laubhüttenfest) in Jerusalem. (Vgl. den Ausdruck „Hinaufziehen“ in 2. Mos. 34,24; Esra 7,9; Ps. 122,4; Mark. 10,33; Luk. 2,42; Apg. 18,22.) - Sind wir nicht auf der Pilgerfahrt nach dem himmlischen Jerusalem? Ziehen wir nicht hinauf zu der ewigen Seligkeit und Herrlichkeit droben bei Jesus im Licht? Gewiß werden wir deshalb in diesen „Stufenliedern“ mannigfache Anklänge an unsere eigenen Erfahrungen finden, zugleich durch dieselben zur Läuterung und Heiligung unserer inneren Übungen auf unserem Pilgerweg gelangen! - Psalm 120. Wenn dieser Psalm auch zu den Wallfahrtsliedern gehört, so setzt das doch nicht unbedingt voraus, daß er in Gesellschaft anderer gesungen worden wäre. Es gab gewiß außer den Scharen der Festpilger auch je und dann solche, die allein zum Hause Gottes hinaufzogen - die sich weniger mit anderen austauschten, als daß sie ihr Inneres vor Gott ausbreiteten. Ein solcher mochte hier seine Empfindungen zum Ausdruck bringen. Wir erkennen in ihm einen Menschen Gottes, der schwer verleumdet und durch die lügenhaften Anklagen seiner Feinde mit bitterem Weh gesättigt worden ist. Er nimmt Zuflucht zu dem höchsten Richter, vor dessen Thron noch nie eine verleumderische Lügenzunge Gehör gefunden hat.

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