Montag, den 17. Januar 1921
Nahum 1,1
Der Prophet Nahum („Tröster“) weissagte zur Zeit des Königs Manasse, welcher 695-640 v. Chr. über Juda regierte. Glaubhaft ist die Angabe des Kirchenvaters Hieronymus, daß Elkosch, der Geburtsort des Propheten, in Galiläa lag. Sonst ist nichts näheres über die Person und die Lebensumstände dieses Propheten bekannt. Das Buch Nahums enthält eine längere einheitliche Weissagung gegen Ninive, die Hauptstadt des assyrischen Weltreiches. Der Untergang dieses Reiches wird angekündigt. Wie Assyrien die oberägyptische stark befestigte und geschützte Königsstadt No-Amon (Theben) besiegt hat (Nah. 3,8-11), so soll es selbst, obwohl eine scheinbar unbesiegliche Weltmacht, besiegt und zerstört werden; denn der Gott Israels, der lebendige Gott, hat es beschlossen. - Im Jahre 721 v. Chr. war das Zehnstämmereich (Israel) durch Assyrien besiegt und in die Gefangenschaft geführt worden unter Gottes richtender Zulassung. Auch das Zweistämmereich war unter seinem frommen König Hiskia stark bedrängt, ja an den Rand des Unterganges gestellt worden durch jenes mächtige Weltreich. Doch auf Hiskias gläubiges Schreien griff der Herr wunderbar ein und rettete Juda. Ein Engel Gottes schlug das feindliche Heer, so daß am nächsten Morgen 185 000 Assyrer tot um Jerusalem her lagen und Sanherib mit dem Rest seines Heeres fluchtartig abzog. Mit diesem wunderbaren Ereignis begann Assyriens Strafgericht, dessen Vollendung mit der Zerstörung der Hauptstadt Ninive im Jahre 606 eintrat. (Lies 2. Kön. 18; 19; Jes. 36; 37.*) Diesen Untergang des gewaltigen Weltreiches kündigt Nahum, wie wir sehen, etwa 55 Jahre zuvor an - von Gottes Geist prophetisch begabt und erleuchtet. - Kapitel 1 zeigt uns den göttlichen Ratschluß betreffs Ninives Untergang. Kapitel 2 enthält eine sehr lebendige prophetische Schilderung desselben. In Kapitel 3 wird Ninives (Assyriens) Verschuldung und die Unabwendbarkeit seines Unterganges in dichterischer Anschaulichkeit geschildert. - Die Sprache unseres Propheten steht an Kraft und Ursprünglichkeit der Gedanken, sowie an Klarheit und Reinheit der Form in keiner Weise hinter der klassischen Sprache eines Jesaja oder Micha zurück. Seinen Namen - „Tröster“ - trägt der Prophet mit Recht; denn daß er den endgültigen Sturz des furchtbaren Bedrängers und Feindes ansagen konnte, bedeutete einen starken Trost für alle wahrhaft Glaubenden im jüdischen Volke. Für sie enthielt zudem diese Gerichtsweissagung noch einzelne besondere und kostbare Trostworte. (Vgl. Kap. 1,7; 1,15 [Luther 2,1].)
Kap. 1. Jehova, der eifrige Gott, der Rächer alles Bösen, vor Dessen Zornesoffenbarung der Weltkreis erbeben wird (V. 2-6), wird Sich Seinen Glaubenden als feste Burg erweisen, indem Er ihre Feinde vernichtet (V. 7 bis 12a). Ja, Er hat beschlossen, das Joch, welches Ninive auf Juda gelegt hat, zu zerbrechen und diesen Feind Seines Volkes zu vertilgen (V. 12b-14).
V. 1: Das Wort „Ausspruch“ heißt soviel als Orakel - göttlicher Ausspruch. Petrus sagt im Blick auf das Alte Testament: „Die Weissagung (Prophezeiung) wurde niemals durch den Willen des Menschen hervorgebracht, sondern heilige Männer Gottes redeten, getrieben vom Heiligen Geiste!“ Und Paulus sagt von den Heiligen Schriften des Alten Bundes, welche vermögend sind, weise zu machen zur Seligkeit durch den Glauben, der in Christo Jesu ist: „Die ganze Schrift ist von Gott eingegeben!“ (2. Tim. 3,15.16.) Wie wenige - selbst im Volke Gottes - stehen heute noch auf diesem klaren Felsenboden der göttlichen Inspiration hinsichtlich der ganzen Bibel - auch des Alten Testaments. Die Propheten, die heiligen Schreiber des Alten Bundes, beanspruchen nichts Geringeres als dieses: der Mund Jehovas, des lebendigen Gottes zu sein! Welch unendliches Gewicht verleiht das jedem ihrer Worte für das Empfinden jedes Gottesfürchtigen! Und wenn wir heute über Gottes Wort zu reden uns erkühnen, so wird uns feierlich nahe gelegt: „Wenn jemand redet, so rede er als Aussprüche Gottes verkündigend; wenn jemand dient, so sei es als aus der Kraft, die Gott darreicht, auf daß in allem Gott verherrlicht werde durch Jesum Christum!“ (1. Petr. 4,11.) - Was Nahum unter der Einwirkung des Heiligen Geistes geschaut hat, hat er in ein Buch niedergeschrieben. Wer in inniger Gemeinschaft mit Gott lebt, der bekommt „erleuchtete Augen des Herzens“; er „sieht auf das Unsichtbare“ und hört auf die dem natürlichen Menschen nicht vernehmbare Stimme Gottes! Für uns ertönt dieselbe vor allem in der Heiligen Schrift; sie ist Gottes Offenbarung. Die heiligen Schreiber waren in besonderem Sinne und Maße vom Heiligen Geiste erleuchtet und inspiriert. (Vgl. 4. Mos. 24,2-4; 2. Sam. 23,1-3.)