Montag, den 26. Juli 1920
Micha 6,10-12
Gott fragt auch uns: „Was hast du in deinem Hause?“ Darf Ich, dein Gott, in jede Kammer, in jedes Fach, in jede verborgene Ecke hineinschauen? Jene arme, gottesfürchtige Witwe, an welche obige Frage gerichtet wurde, hatte nur noch ein Krüglein Öl im Hause, sonst nichts mehr. Aber Gott segnete dies Wenige in einer so herrlichen Weise, daß sie für ihr ganzes Leben wohlversorgt war mit ihren Söhnen! (Lies 2. Kön. 4,1-7.) Ja, wahrlich: „Besser wenig mit Gerechtigkeit, als viel Einkommen mit Unrechtlichkeit! Besser wenig mit der Furcht des Herrn, als ein großer Schatz und Unruhe dabei! Besser das Wenige des Gerechten, als der Überfluß vieler Gesetzlosen!“ (Ps. 37,16; Spr. 15,16; 16,8.) - O wieviel „Schätze der Gesetzlosigkeit“ gibt es in unseren Tagen. Niemals hat es wohl so viel unrechtes Gut gegeben! Aber es ist auch heute wahr: „Unrecht Gut gedeiht nicht!“ Denn der Segen des Herrn geht demselben ab. - Wie hier Micha von dem knappen verfluchten Epha (Hohlmaß von etwa 20 Litern) spricht, so könnte man heute reden von dem knappen, verfluchten Liter oder Meter oder Kilogramm. Wenn der Verkäufer beim Hergeben von Waren zu knapp mißt, zu viel fordert, so trägt ihm das keinen Segen, sondern Fluch ein. Er meint dadurch Vorteil zu haben, in Wahrheit aber hat er den größten Nachteil. Denn der Segen des Herrn, dieser geheimnisvolle und doch so sichtliche und wichtige Faktor im täglichen Leben, geht ihm ab. „Der Segen des Herrn macht reich, und Anstrengung (d. h. ungöttlicher Geiz und ungöttliches Sorgen und Wuchern) fügt neben ihm nichts hinzu!“ (Spr. 10,22.) - Kann man ein reines Gewissen, ein getrostes Herz vor Gott haben, wenn man im Maß und Gewicht, im Handel und Wandel nicht treu, nicht wohlwollend, aufrichtig und gerecht ist? (Lies 3. Mose 19,35.36; 5. Mose 25,13-16; Amos 8,4-6.) „Bemühe dich nicht, reich zu werden!“ „Ein treuer Mann hat viel Segen; wer aber hastig ist, reich zu werden, wird nicht schuldlos sein!“