Donnerstag, den 8. April 1920
Psalm 119,123.124
Gerade Seine treuesten Knechte und Mägde prüft Gott oft am längsten und tiefsten. Sie müssen vielleicht lange vergeblich ausschauen nach der Hilfe und Befreiung, die sie ersehnen! - Unser Auge ist ein zartes Ding; blickt es lange in einer Richtung, so ermüdet es. Ähnlich ist es mit unserem Glauben, mit unserer Hoffnung, mit der Kraft unseres Harrens. Gott aber, der treue Schöpfer, der „unser Gebilde kennt und eingedenk ist, daß wir Staub sind“ (Ps. 103,14), wird dieselbe nicht versuchen über Vermögen. (1. Kor. 10,13.)
Bricht die Hilf’ mit Macht herein;
Und dein Grämen zu beschämen,
Wird es unversehens sein!
Wir haben die Zusage Seiner Gerechtigkeit. Wohl uns, wenn die göttliche Gerechtigkeit auf unserer Seite ist - auch was unseren praktischen Wandel betrifft! Dann ist eben das, was des Sünders Schrecken ist, unsere Hoffnung, das, wovor die Stolzen zittern, der Gegenstand unserer Erwartung und unseres Sehnens. - Dem Herrn gegenüber aber werden wir immer tiefer empfinden, daß alles Gnade ist, was er uns erweist, und werden diese Gnade in Anspruch nehmen. Und unser sehnlichstes Verlangen wird, wenn wir wirklich Knechte und Mägde Gottes sind, nicht so sehr auf unsere äußerliche Entlastung und Wohlfahrt gehen, als vielmehr auf Gottes Verherrlichung an und durch uns und somit auf die inneren Gnaden und Segnungen einer stets völligeren Gemeinschaft mit Ihm! - „Lehre mich Deine Rechte, Deine Satzungen!“ Das ist wahrlich eine der größten Gnaden, die wir, je länger wir das Wort Gottes erforschen und befolgen, desto inniger begehren werden, daß der Herr Selbst uns Seine heiligen Grundsätze so lehre, daß Herz und Tun durchdrungen wird von ihnen!