BIBELLESEZETTEL von Chr. von Viebahn

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Oktober 1919

Mittwoch, den 1. Oktober 1919


Psalm 119,81.82

Dieser Abschnitt führt uns in die Mitte des Psalms und bildet zugleich auch dessen Mitternacht, denn er zeigt uns die gläubige Seele in tiefster Not und Dunkelheit. Dennoch leuchten einzelne Sterne in die Finsternis hinein, ja, einzelne Verse - z. B. 88 und 93 - lassen uns schon das Morgenlicht ahnen!

Es gibt wohl keinen geförderten Christen, der solche Seelenkämpfe und Seelenleiden nicht kennte! Die Seele schmachtet in ihrer Bedrängnis nach des Herrn Rettung. Mit all ihren Kräften streckt sie sich dieser Hilfe entgegen - so sehr, daß die Kräfte sie zu verlassen drohen. Nur eine Hoffnung hat sie, aber von dieser weiß sie auch, daß dieselbe nicht zuschanden wird, sondern sicherlich in Erfüllung gehen muß: sie rechnet fest auf die ihr von Gott gegebenen Verheißungen - auf Sein köstliches Wort, das ihr Gnade, Hilfe, Befreiung, endgültige Segnung zusichert. Solange aber die Hilfe noch nicht da ist, schaut der Glaube unentwegt nach ihr aus. Es geht ihm wie jenem Knaben des Elias, welcher immer wieder über das westliche Meer hinschaute, ob nicht eine Wolke gnädigen Regens nach der furchtbaren dreijährigen Dürre aufsteige; fast sah es aus, als wolle es nie mehr regnen. Immer wieder mußte er zu dem Propheten zurückkehren und berichten: „Es ist nichts da!“ - Endlich, endlich aber, beim siebenten Male, stieg eine Wolke aus dem Meere auf „klein wie eines Mannes Hand“ und brachte unerwartet schnell einen großen Segen, wunderbare Hilfe und Erquickung! (Lies 1. Kön. 18,42-45.)

Wenn Gott uns lange auf eine Erhörung warten läßt, dann bewegt uns schließlich sehr die Frage nach dem „Wann“ der Hilfe. Daß der Herr uns antworten, uns Seine Rettung zuteil werden lassen wird, das halten wir im Glauben fest; aber das Harren auf die Zeit Seiner Hilfe will uns schwer fallen. Unsere Seele sehnt sich, endlich getröstet zu werden über diesen nagenden Kummer, sei es nun ein Kummer, der andere betrifft oder einer, der uns ganz allein angeht, von dem vielleicht niemand außer Gott weiß. O wie gut ist es da, daß wir Ihm immer wieder unser Herz, unseren Jammer ausschütten dürfen, ja, daß es uns gestattet ist, Ihn demütig und unterwürfig zu fragen: „Wann wirst Du mich trösten?“

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