BIBELLESEZETTEL von Chr. von Viebahn

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JAHRGANG 1919
September 1919

Dienstag, den 2. September 1919


Jona 1,7-10

Die Schiffsleute werfen also das Los*), um den Schuldigen herauszufinden. Gott hatte Seine Hand hierin; das Los trifft Jona. „Das Los wird geworfen in den Schoß; aber es fällt, wie der Herr will!“ Das bewahrheitete sich hier. (Spr. 16,33.) Jona ist der Schuldige und die Schiffsleute fordern ihn auf, seine Schuld zu bekennen, indem sie ihn über sein Vaterland, sein Geschäft und seine Herkunft befragen. Jona erzählt ihnen ganz offen seine Geschichte; sein Gewissen beginnt zu erwachen. Als sie hören, daß er ein Hebräer ist und den lebendigen Gott kennt und als er ihnen gar bekennt, daß er seinem Gott entlaufen sei, da geraten sie in große Furcht; denn der Sturm, der sie umdonnert, die Wogenberge, welche ihr Schiff beständig in die Höhe heben und wieder in die Tiefe stürzen, predigen ihnen mächtiger als Worte die Allmacht und den Zorn dieses Gottes! Von ihnen, den Heiden, muß Jona, der Prophet Gottes, sich wegen seines Ungehorsams und Entlaufens den Vorwurf machen lassen: „Was hast du da getan!“ Ja, es ist schlimm, wenn Weltmenschen einem ungetreuen Gläubigen seine Fehler und Sünden vorhalten müssen; welch eine Schmach für den Namen Gottes! Und doch ist das öfter der Fall, als man meint! Solch ein Gläubiger muß sich tief schämen und sich der Schande bewußt werden, die er auf seinen himmlischen Herrn und dessen Sache bringt!

*) Das Los war unter dem Alten Bunde das von Gott gegebene Mittel, um unter verschiedenen Dingen, Personen oder Entschlüssen, die nach der Schrift und nach gesundem geistlichen Urteil dem Willen Gottes entsprachen, dasjenige hervorzuheben, welches Gott bestimmt hatte. „Das Los wird in den Schoß geworfen; aber alle seine Entscheidung kommt von Jehova.“ (Spr. 16,33; vgl. 3. Mose 16,8; 4. Mose 34,13; 1. Chron. 24,5; 25,8.) Die Apostel handelten somit seinerzeit durchaus nach der Schrift, als sie bei der Wahl des Matthias das Los warfen. (Apgesch, 1,15-26.) Nachdem aber der Heilige Geist herniedergekommen ist, um die Gläubigen in alle Wahrheit zu leiten, ist vom Werfen des Loses in fraglichen Dingen nicht mehr die Rede, sondern es wird uns gesagt, daß wir nach den klaren Anweisungen der Schrift „prüfen mögen, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist“. Dies vermögen wir als Gläubige natürlich nur insoweit, als wir in Gesinnung und Wandel „nicht gleichförmig sind dieser Welt, sondern durch die Erneuerung unseres Sinnes verwandelt (d. h. praktisch umgestaltet) werden“ und auf diese Weise „vermöge der Gewohnheit geübte Sinne haben zur Unterscheidung des Guten sowohl als des Bösen“. (Lies Röm. 12,2; Hebr. 5,14.)

Welch ein Unterschied, hier Jona zu sehen, den ungetreuen Knecht des Herrn, der andere ins Unglück gebracht hatte und sich selbst das Todesurteil sprechen mußte, und dagegen Paulus, den treuen Diener Christi, der etwa 850 Jahre später auf demselben Meere die Schiffsmannschaft ermutigt und beruhigt, weil Gott ihm zugesagt hatte, die 276 Menschenleben, die ganze Schiffsbesatzung, zu erhalten um seinetwillen. (Lies Apgesch. 27.) Wie Paulus dieser verlorenen Schiffsbesatzung zum Segen und zur Rettung war, so sollen wahre Christen in der Mitte derer stehen und wandeln, mit denen sie im Leben zusammengefügt sind! Warst du bis heute deiner Umgebung zum Segen oder zum Fluch? Laß einmal von der Kinder- und Schulzeit her alle Menschen an deinem Gedächtnis vorüberziehen, mit denen du in nähere Beziehung tratest!

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