Sonnabend, den 15. März 1919
3. Mose 27,1-8
Im Neuen Testament ist für die Kinder Gottes keine Rede von Gelübden im alttestamentlichen Sinne. Wenn wir uns selbst ein wenig kennen gelernt haben in der Unbeständigkeit unseres natürlichen Herzens und andererseits den Herrn in Seiner großen Gnade, der so gern hilft und gibt und nicht erst durch Anerbieten und Versprechungen unsererseits willig gemacht werden muß, uns zu helfen und zu erhören, so werden wir im ganzen von Gelübden und Versprechungen dem Herrn gegenüber absehen. Doch gibt es in der Kraft des Herrn gefaßte Herzensentschlüsse und Vorsätze, die sehr notwendig und sehr gesegnet sind. Wo der Geist Gottes wirkt, werden solche stets bei Kindern Gottes gefunden und von ihnen praktisch ausgelebt werden! Und es zeugt nur von großer Gleichgültigkeit und Kraftlosigkeit im geistlichen Leben, wenn wir von solcher aus Herzensvorsatz hervorgehenden Hingebung an den Herrn nichts kennen!
Wir hören in der Schrift von dem „Herzensentschluß, bei dem Herrn zu bleiben“ (Apg. 11,23; 13,43), von dem Herzensvorsatz Daniels und seiner Freunde, sich nicht mit der nach dem Gesetz verbotenen Tafelkost des heidnischen Monarchen zu verunreinigen. (Dan. 1,8.) Paulus konnte dem Timotheus schreiben: „Du aber hast genau erkannt meine Lehre, mein Betragen, meinen Vorsatz usw.“ (2. Tim. 3,10.) Ja, er wußte sich von seiner Mutter Leibe an geheiligt und durch Gottes Gnade bestimmt und berufen zum Dienst des Herrn (Gal. 1,15.16), obwohl erst der Augenblick in seinem Leben kommen mußte, da es Gott wohlgefiel, Seinen Sohn in ihm zu offenbaren und also ihn zu bekehren. Dann aber konnte Paulus den so unendlich wichtigen und vielseitigen Dienst ausführen, zu welchem er ausersehen war. Und mit welcher Treue, mit welchem Eifer, mit welcher Hingabe und Weisheit hat er es getan bis ans Ende! – Der Plan und die Berufung Gottes und der eigene Vorsatz des Herzens stimmen in solchem Fall überein, oder vielmehr wirkt der Geist Gottes in dem Herzen eines Menschen, den Er Sich als Werkzeug zu Seinem Dienst ausersehen hat, zur rechten Zeit dieses Begehren, diesen Entschluß, sich selbst, sein Leben, alles, was man ist und hat, dem Herrn zu heiligen und zu weihen. Köstlich ist es und dem Herrn sehr wohlgefällig, wenn gläubige Eltern ihre Kinder von früh an dem Herrn weihen und sie dann dementsprechend unter der Leitung des Herrn und Seines Wortes erziehen und ausbilden, wobei vor allem anhaltendes Gebet und der eigene, vorbildliche Wandel ausschlaggebend sind. Viel Gnade und Weisheit von oben ist hier erforderlich nach allen Seiten hin; es gilt, stets den einen großen Zweck im Auge zu behalten, daß der Herr das Kind frühe zu Sich ziehen und hernach tatsächlich in Seinem Dienste gebrauchen wolle zu Seiner Ehre! – In welcher Weise es dann später dem Herrn dienen soll, das muß Er Schritt für Schritt klarmachen – Er, der Sich Seine Werkzeuge bildet und zubereitet, wie Er will! – Außerordentlich köstlich und lehrreich ist in dieser Hinsicht das Lebensbild des Begründers der China-Inland-Mission, Hudson Taylor, den seine Eltern schon vor seiner Geburt gänzlich dem Herrn weihten und zu dessen Erziehung ihnen viel Gnade und Weisheit verliehen wurde. Das Buch heißt: „Hudson Taylor, das Wachstum einer Seele“; Verlag von Emil Müller, Barmen; Preis 5,50 Mk. Durch jede gute Buchhandlung zu beziehen.