Freitag, den 10. Januar 1919
Amos 6,1
Das zweite „Wehe“ ruft der Prophet über die sorglosen Häupter des Volkes aus, welche, nur der Gegenwart lebend, an kein Gottesgericht glaubten und in Reichtum und Üppigkeit schwelgten. Und doch waren sie von Gott gesetzt, um die Lasten anderer zu tragen und in wahrer Gottesfurcht das Volk zu leiten, welches zu ihnen kam, um von ihnen als seinen Oberen seine Angelegenheiten ordnen zu lassen. - Wenn Gott ein „Wehe“ ausruft, dann kommt auch Wehe! In ernsten Zeiten, da ein hörendes Ohr schon Gottes Gerichtsposaune vernimmt, gibt es immer noch Sorglose und Sichere genug, selbst unter den Führern des Volkes, welche doch Wächter sein sollten! Sie sind vornehm nach ihrem Stande, aber nicht vornehm in der Gesinnung, sondern oberflächlich und selbstsüchtig. Ich will meine Gesinnung prüfen vor Gott! HERR, gib mir Gnade, daß ich, entsprechend meiner Stellung, in der Familie und im Volke ein Halt, ein Vorbild und Segen sei - daß ich durch mein Betragen das Gericht und Verderben meines Volkes aufhalte und nicht noch zu demselben beitrage! Der Herr spricht: „Auf diesen will Ich (gnädig) blicken: Auf den Elenden und den, der zerschlagenen Geistes ist und der da zittert vor Meinem Worte!“ (Jes. 66,2.)