Dienstag, den 15. Oktober 1918
Amos 4,1-3
In diesen Versen wendet sich der Prophet an die selbstsüchtigen, hochmütigen Frauen Samarias,*) welche die Armen und Elenden unterdrückten und von ihren Männern verlangten, ihnen alles zu geben, was sie zu ihrem Genuß forderten. Wie Fische am Angelhaken ihrem natürlichen Lebenselement, dem Wasser, entrissen und aufs trockene Land geworfen werden, um elendiglich zu sterben, so sollten auch diese genußsüchtigen Frauen plötzlich aus ihrem Leben des Überflusses herausgerissen werden. In höchster Eile und Not würden sie durch die Mauerrisse entfliehen, „eine jede vor sich hin“, nicht wissend, wohin sie kamen oder was ihr Ende sein würde, schließlich als Gefangene in einem fernen Lande elendiglich zugrunde gehend! - Redet dieser Abschnitt nicht ernst genug zu vielen Frauen unserer Tage, die trotz der Not und des Jammers anderer in einem Leben der Selbstsucht und Genußsucht aufgehen und nichts anderes und höheres kennen, als die eigene Befriedigung im irdischen Wohlsein und Genuß, soweit dieselbe im Kriege noch möglich ist!? Hüten wir uns vor einer solchen Gesinnung, vor einem solchen Leben! Jakobus ruft aus: „Wohlan nun, ihr Reichen, weinet und heulet über euer Elend, das über euch kommt! Euer Reichtum ist verfault und eure Kleider sind mottenfressig geworden! … Ihr habt in Üppigkeit gelebt auf der Erde und geschwelgt; ihr habt eure Herzen gepflegt wie an einem Schlachttage. Ihr habt verurteilt, ihr habt getötet den Gerechten; er widerstand euch nicht!“