Donnerstag, den 12. September 1918
Psalm 119,9
„Wie wird ein Jüngling seinen Weg unsträflich gehen? Wie kann er seinen Pfad in Reinheit wandeln?“ Wahrlich, eine Frage von größter Bedeutung und des heiligsten Ehrgeizes eines jungen Mannes würdig! Zum Höchsten, aber auch zum Schwersten beruft sie ihn. Gibt es doch keine erhabenere Aufgabe als ein reines, unbeflecktes, Gott wohlgefälliges Leben! - Wie mancher hat gemeint, er werde seinen Weg durch die Welt schon machen, den Sieg schon erringen - es sei genug, der eigenen Kraft und Klugheit zu vertrauen - und ist elendiglich zuschanden geworden, zugrunde gegangen im Morast der Sünde! - Der Verfasser des Psalms war nicht so selbstsicher. Er empfand die finsteren Mächte der Bosheit, die ihn umgaben, er hatte die Versuchungen und heimlichen Netze des Teufels kennen gelernt, er fühlte die Gewalt der Sünde und die Ohnmacht und Trüglichkeit des eigenen Herzens. Und da gab es für ihn nur einen Hort und Halt, da besaß er nur eine untrügliche Leuchte und Wegkarte - das Wort seines Gottes. Es zeigte ihm die Gefahren und Schwierigkeiten seines Weges und die listigen Anläufe des Teufels zum Voraus und gab ihm zugleich täglich neu die Waffen des Lichtes an die Hand, mit denen er dem Teufel zu widerstehen vermochte. Und so gestaltete sich sein Weg durch die vorbeugende, bewahrende Wirkung des täglich erforschten Wortes Gottes zu einem Leben des Überwindens und der Reinheit - zu einem Lobpreis der herrlichen Gnadenmacht seines Gottes.