Dienstag, den 19. Juni 1917
Psalm 107,1-3
Dieser Psalm ist ein köstliches Lob- und Danklied, das den Erlösten des HErrn in den Mund gelegt wird. Er vergleicht die Geschichte ihrer Vergangenheit mit den Erlebnissen von Wanderern, die sich in der Wüste verirrt hatten (V. 4-9), von Gefangenen, die in eisernen Banden gefesselt gewesen (V. 10-16), von Toren, denen ihre Torheit zur Todeskrankheit geworden (V. 17-22), von Seefahrern auf stürmischem Meere. (V. 23-32). Sodann redet der Psalmist allgemein von Gottes Strafgerichten über Bosheit und Hochmut, sowie von Seinen Gnadentaten an den Elenden. (V. 33-41). In den Schlußversen (42 und 43) wird hingewiesen auf den endlichen herrlichen Triumph der Gerechtigkeit, Güte und Wahrheit Gottes, den die Aufrichtigen erwarten und an welchen sie teilhaben werden. – Der Psalm ist jedenfalls zur Zeit der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft verfaßt worden. Damals kehrten, ermutigt durch die Neubegründung des jüdischen Staates, versprengte Volksgenossen aus aller Herren Länder in die Heimat zurück; und durch die Erinnerung an die mannigfachen Drangsale und Gefahren ihrer Fremdlingschaft wurden sie zum Lobe Gottes, ihres mächtigen Befreiers, aufgefordert. In seiner vollen, prophetischen Bedeutung wird dieser Psalm in der Zukunft dem aus allen Völkern und Ländern heim gebrachten Volke Israel in den Mund gelegt werden, wenn dasselbe – durch die Gnade des HErrn aus all seinen Ungerechtigkeiten und selbstverschuldeten Drangsalen erlöst - unter der Herrlichkeitsregierung Christi seines Messias und Königs, im Tausendjährigen Reich an die Spitze der Nationen der Erde gestellt werden wird.
Der Psalm beginnt mit dem längst zuvor gekannten, wohl von David stammenden Lobpreis der Güte Gottes. (V 1, vgl. 1. Chron. 16,34.) „Er ist freundlich“", „Er ist gut“, das haben wir, die Erlösten, in tausendfacher Weise erfahren und erfahren es täglich. Daher haben wir auch stets von neuem Grund, Ihm zu danken und Ihn zu preisen. Auch dürfen wir, wenn wir bei Ihm, unserem guten HErrn bleiben, nicht fürchten, daß Er je anders als gütig gegen uns gesinnt sein werde, denn „Seine Güte währet ewiglich“! Wir rühmen Ihn vor allem, weil Er unsere Seele „aus der Hand des Bedrängers erlöst“ hat.* Früher wandten wir uns, ein jeder auf seinen eigenen Weg, und wie grausam und hart war das Joch Satans und der Sünde über uns! Nun aber sind wir „errettet aus der Gewalt der Finsternis“ und „zurückgekehrt zu Christo, dem Hirten und Aufseher unserer Seelen“; da sind wir wohlgeborgen für Zeit und Ewigkeit! So verschieden und so fern voneinander und von Gott wir einst standen, als wir noch in der Welt waren, so nahe sind wir nun Gott und einander gebracht durch das teure Blut Christi: „Die ihr einst nicht ein Volk“ waret, jetzt aber ein Volk Gottes seid, die ihr nicht Barmherzigkeit empfangen hattet, nun aber Barmherzigkeit empfangen habt!“ (1. Petr. 2,10).