Sonntag, den 25. März 1917
Psalm 105,18.19
Zunächst ging es für Joseph immer tiefer hinab. Fälschlich und schändlich beschuldigt durch das böse Weib Potiphars, wurde er in Ägypten ins Gefängnis geworfen. Seine Haft, die anfänglich so hart, später erleichtert war, mochte wohl über zehn Jahre währen - eine lange Zeit! (Vergl. 1. Mose 37,2 mit 41,46.)*) - Während derselben wurde seine gläubige Seele geläutert und geklärt - sicher aber auch reichlich erquickt und getröstet - durch das Wort des HERRN. - Unwillkürlich müssen wir hier gedenken an die vielen Gefangenen in Feindesland! Möge das Wort des HERRN vielen unter ihnen so zum Heil dienen, wie einst dem gefangenen Joseph; das wollen wir zu einem ernsten Gebetsanliegen machen! - In jeder Art von Drangsal kommt es so sehr darauf an, wie wir uns darin stellen und verhalten - ob wir den Segen erlangen oder vereiteln, den Gott für uns hineingelegt hat - ob wir ausharren und uns läutern lassen oder ob wir ungeduldig und dann stumpf und verbittert werden, so daß wir vergeblich, ja, zu unserem Schaden das Leiden, die Not durchmachen! - Der Stock und das Eisen allein hätten Josephs Seele nicht geläutert und zum Segen geführt - er ließ das Wort des HERRN zu sich reden und an sich arbeiten in jenen schweren Zeiten. Tun wir es auch? (Lies Ps. 119,92; Hebr. 4,12.13.)
*) Ein alter gläubiger Schreiber sagt (1641): „Josephs Füße wurden in das Fußeisen (eine qualvolle Fessel für Gefangene) gezwungen, damit er geschickt werde, hernach vorsichtig und weise im Palast Pharaos aufzutreten! Und als des HERRN Stunde gekommen war, da stieg er auf denselben Stufen, die ihn vor Jahren ins Gefängnis hinabgeführt hatten, hinauf, um im zweiten Wagen Pharaos seinen Platz einzunehmen. - Es kann wohl niemand ohne Schaden ertragen, zu hohen Ehren zu gelangen, es sei denn, daß er zuvor durch Drangsale und Demütigungen geschult worden ist!“