Donnerstag, den 22. Februar 1917
Hosea 3,1-3
Nachdem uns der Schluß des zweiten Kapitels die schließliche Segnung und Herrlichkeit des Volkes Israel in der heute noch zukünftigen Endzeit vor Augen führte, wird hier zurückgegriffen. Wir erfahren, daß der Prophet mit seinem von ihm treu und geduldig geliebten Weibe dieselben tiefschmerzlichen Erfahrungen gemacht hatte, wie Gott mit Seinem untreuen Volke Israel! Die Gomer, welche das rechtmäßige Weib des Propheten geworden war, ist - entsprechend ihren früheren bösen Neigungen und Wegen - ihrem Manne untreu geworden.*) Obwohl dieser ihr ein treuer Gatte und Freund gewesen und geblieben und sie mit heiliger, barmherziger Liebe geliebt und versorgt hatte, war sie von ihm gegangen und hatte sich an einen Anderen gehängt. Hosea empfängt nun den schweren Auftrag, sein untreues Weib um Geld und Gabe von dem fremden Manne loszukaufen und zu sich zurückzubringen. Der erste Gang, als er sie auf Gottes Befehl sich zum Weibe nahm, war ein schwerer gewesen. Dieser zweite Befehl, das ihm abtrünnig gewordene Weib zu sich zurückzuholen, sie zu ihrer Demütigung und Zurechtbringung in strenge Zucht zu nehmen (V. 3) und zugleich durch heilige und geduldige Liebe ihr Herz zu gewinnen, war noch schwerer. Doch der HERR gibt den Seinen nie einen Befehl, ohne ihnen nicht auch die nötige Kraft und Gnade zur Ausführung darzureichen! - Wie sehr muß doch der Prophet in der ihm von seinem Weibe zugefügten Schmach und Betrübnis die Gemeinschaft und den Trost seines Gottes erfahren haben! Widerfuhr Gott doch derselbe Schmerz, die gleiche Unehre in unendlich höherem Maß durch Sein abtrünniges Volk, das sich immer völliger dem Dienst fremder Götter hingab! - Wir dürfen aber aus dem Gegenbilde, das uns die Rückkehr Israels zu Jehova, des Volkes völlige Herzenserneuerung und dauernde Wiederherstellung zeigt (V. 5), den Schluß ziehen, daß auch die Gomer nach viel Untreue und Undankbarkeit durch die geduldige Liebe und heilige Zucht ihres Mannes schließlich völlig geheilt wurde von ihren früheren bösen Neigungen und daß sie ihm noch ein dankbares, treues und liebendes Weib geworden ist. - Welch eine Ehre für jeden „Menschen Gottes“, in seinem Teil und in seiner Weise dieselbe suchende, tragende, vergebende Liebe gegen Undankbare und Verkehrte üben und sie „von dem Irrtum ihres Weges zurückführen“ zu dürfen, wie Gott es tut! (Lies Jak. 5,19.20.) Kennen und üben wir etwas von diesem Vorrecht?