Sonnabend, den 26. August 1916
3. Mose 14,19
Während das zuvor geschlachtete Schuldopfer hinweist auf Christum als den Träger unserer Sünden in Taten, Worten und Gedanken, hat das Sündopfer eine noch tiefere Bedeutung. — Erst nachdem der Bekehrte zu einer wirklichen Scheidung vom alten Leben gelangt und mit Herz und Wandel in der Kraft des Heiligen Geistes in seine neue Stellung in Christo eingetreten ist, empfängt er — gerade durch seine Gemeinschaft mit Gott und durch manche ernste Erfahrung im praktischen Leben — eine tiefere Erkenntnis der Sünde. Der Heilige Geist wirkt immer gründlichere Beugung über dieselbe und einen heiligen Haß wider sie. Man erkennt nun, daß all die einzelnen Versündigungen Ausflüsse einer verborgenen schlechten Quelle, Zweige und Früchte eines verderbten Stammes, einer tief im Inneren liegenden bösen Wurzel sind. Diese Quelle, dieser Stamm, diese Wurzel ist das natürliche Herz des gefallenen Menschen — das. was die Bibel „das Fleisch“, den ,,alten Menschen“, kurzweg auch „die innewohnende Sünde“ nennt. — Erst wenn der Gläubige über diese innewohnende Sünde tief ergriffen und erschüttert ist, ist seine Seele zubereitet, daß Gott ihm eine neue, weit umfassendere und tiefere Erkenntnis des herrlichen Erlösungswerkes Christi auftue! Jetzt erst ist Raum gemacht in seinem Herzen, um Christum mit wahrem Verlangen und Glaubensverständnis zu erkennen und aufzunehmen als Den, der von Gott „für uns zur Sünde gemacht“ worden ist am Kreuze — Ihn zu ergreifen als das wahre Sündopfer! — Dies bedeutet unendlich mehr, als daß Er unsere Sünden trug. Jesus litt auf Golgatha nicht nur die Strafe für das, was ich getan habe — Er wurde am Kreuz von Gott auch für das gerichtet. was ich in meiner gefallenen sündigen Natur bin. Nicht nur wegen meiner Sünden, jener bösen Früchte, auch wegen der Wurzel alles Ungöttlichen in mir, wegen der „inne- wohnenden Sünde“, wurde mein Heiland und Erlöser von Gott heimgesucht und verantwortlich gemacht auf Golgatha! „Unser alter Mensch Ist mitgekreuzigt worden, auf daß der Leib der Sünde abgetan sei, daß wir der Sünde nicht mehr dienen!“ (Röm. 6,6.) Dies kann und darf der Gläubige nunmehr im Glauben erfassen und im täglichen Glaubensleben festhalten, und er wird die Kraft und den Sieg, der in dieser neuen Erkenntnis liegt, erfahren!