Freitag, den 11. August 1916
3. Mose 13,45-46
Hier wird uns die schreckliche und überaus beklagenswerte Lage eines armen Aussätzigen beschrieben wie er fern von Gottes Heiligtum und außerhalb des menschlichen Wohnortes seinem Elend preisgegeben war. Das zerrissene Kleid ist der Ausdruck seiner Trauer, das entblößte Haupt und der verhüllte Bart das Zeichen seiner tiefen Demütigung. Um die Vorübergehenden vor jeder Annäherung und Ansteckung zu warnen muß er über sich selbst ausrufen: „Unrein, unrein!“ Wir haben schon früher bemerkt, daß Gott uns in dieser entsetzlichem ekelerregenden erblichen und menschlich unheilbaren Krankheit des Aussatzes ein nur zu wahrheitsgetreues Bild gibt von der Sünde, die das ganze Menschengeschlecht durchseucht hat und jeden einzelnen von Gottes heiligen Nähe ausschließt, indem sie ihn unheilbar schädigt und verdirbt, ja, zum ewigen Gericht· und Tode führt. - Wir alle leben in dieser Welt der Sünde und sind rings umgeben von lauter Elend und Herzeleid, Verschmachten und Verderben, das die Folge der Sünde ist. Aber vieles davon erfährt der einzelne nicht, für das meiste hat er keinen Blick oder will es nicht sehen und an unendlich zahlreiche Folgen der Sünde hat er sich vollständig gewöhnt. Die erschütterndsten Folgen der Sünde aber tragen weit über die irdischen Verhältnisse und die kurze Lebensdauer des Menschen hinaus und werden erst in der Ewigkeit voll und ganz zu ihrer entsetzlichen Geltung kommen. - Gott allein kann und will durch Sein Wort und Seinen Geist dem verblendeten Menschen noch rechtzeitig den Blick öffnen und ein wahres Empfinden über seine persönliche Sündenschuld und -not in seinem Gewissen wachtrufen. Und ebenso bedürfen es die Kinder Gottes unserer Tage, von Gott erleuchtet und innerlich ergriffen zu werden über den gottfeindlichen, den Menschen nach Leib, Seele und Geist ruinierenden Charakter der Sünde und ihre mannigfachen furchtbaren Wirkungen und Folgen!*