BIBELLESEZETTEL von Chr. von Viebahn

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JAHRGANG 1915
November 1915

Dienstag, den 30. November 1915


Psalm 89,38-52

Durch die Sünde und Untreue Salomos (1. Kön. 11,9-13) und vollends durch den Hochmut seines Sohnes Rehabeam (1. Kön. 12,1-19) war das eingetreten, was Gott dem König David schon vorausgesagt hatte (2. Sam. 7,14); hernach ging es immer mehr bergab mit dem Hause Davids und mit dem Volke Israel, bis „keine Heilung mehr war“ (2. Chron. 36,16) und König und Volk in die Gefangenschaft der Heiden kam! Diese Zeit wird hier vorausgesehen und beklagt. Der Glaube weiß indessen, daß Gott gesagt hat: „Ich werde den Samen Davids um deswillen demütigen, doch nicht für immer!“ (1. Kön. 11,39) und deshalb finden wir hier wieder die Glaubensfrage: „Bis wann?“ (V. 46.) Der Psalmist ist sich der Kürze seines Lebens bewußt, und doch möchte er so gern noch hier auf Erden die endgültige Wiederherstellung und Herrlichkeit des Reiches und Thrones Davids schauen. Er empfindet tief den Hohn, mit welchem die Heiden, die Gott nicht kennen, den Verfall und die Zerstreuung Israels sehen und die Sache Gottes schmähen. Wir finden hier die gleichen Empfindungen ausgedrückt, die Daniel in seinem Gebet (Kap. 9) so ergreifend vor Gott bringt und die auch wir heute im Blick auf Gottes Sache kennen und hegen werden, wenn wir in wahrer innerer Verbindung mit unserem Gott stehen. - Nach einer Pause schließt der Psalm mit einem Lobpreis Gottes: „Gepriesen sei Jehova ewiglich! Amen, ja, Amen!“ Dieser plötzliche Wechsel erinnert uns an das Wort: „Meine Wehklage hast du mir in einen Reigen verwandelt, mein Sacktuch (Trauerkleid) hast Du gelöst und mit Freude mich umgürtet“ (Ps. 30,11). Zwar hat der Psalmist auf Erden nicht die Erfüllung seines Sehnens und Hoffens erlebt (Matth. 13,17), aber im Blick auf eine „bessere Auferstehung“, in welcher er dann die Erfüllung aller Verheißungen und die Vollendung aller Gnadenratschlüsse Gottes ewiglich schauen wird, kann er frohlocken.

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