Sonntag, den 18. Juli 1915
3. Mose 7,28-38.*)
Der Israelit, welcher ein Friedensopfer darbrachte, hatte dafür zu sorgen, daß die für die Priester festgesetzten Teile des Opfers ihrer Bestimmung zugeführt wurden. Die Brust und der rechte Schenkel kam denselben zu. Alle Glieder der großen priesterlichen Familie, auch die Frauen und Töchter, sollten teilhaben an der „Brust des Webopfers“ und dem „Schenkel des Hebopfers“**) (3. Mose 10,14-15; 4. Mose 18,11-13; 18-19). Die „Brust“ deutet hin auf das Herz, das in ihr wohnt, d. h. auf die Liebe, die Zuneigungen. Der „Schenkel“ oder die Keule ist ein Bild der Kraft. Wenn nun das Friedensopfer ein Vorbild auf Jesus ist, der Sich für uns opferte, so sehen wir, daß alle Glieder der jetzigen priesterlichen Familie, d. h. alle Gläubigen (vgl. 1. Petr. 2,5.9; Offenb. 1,5-6) ihre Seelen stärken und sättigen dürfen an der Liebe und der Kraft des großen „Friedensopfers“, unseres Herrn Jesu. In dem Apostel Paulus sehen wir solch einen neutestamentlichen „Priester Gottes“, der seine Seele immer neu stärkte, indem er sich an der Liebe seines Heilandes erquickte und Seine Kraft in sich aufnahm. Er sagt von seinem Herrn und Erlöser: „Er hat mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben“ und: „Er hat zu mir gesagt: Meine Gnade genügt dir, denn Meine Kraft wird in (deiner) Schwachheit vollbracht“ (2. Kor. 12,9). Bei Paulus sehen wir aber auch jene Reinheit in Gesinnung, Wort und Wandel, die von jedem „Priester Gottes“ erwartet wird (vergl. 4. Mose 18,11.13), und ohne welche man sich der Liebe Christi nicht getrösten und freuen, noch die Kraft Christi im täglichen Leben erfahren kann. Sieht man diese Reinheit auch an mir und meinem Wandel?