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4. MOSE 10,29-32
29 Und Mose sprach zu seinem Schwager Hobab, dem Sohn Reguels, aus Midian: Wir ziehen dahin an die Stätte, davon der HERR gesagt hat: Ich will sie euch geben; so komm nun mit uns, so wollen wir das Beste an dir tun; denn der HERR hat Israel Gutes zugesagt. 30 Er aber antwortete: Ich will nicht mit euch, sondern in mein Land zu meiner Freundschaft ziehen. 31 Er sprach: Verlaß uns doch nicht; denn du weißt, wo wir in der Wüste uns lagern sollen, und sollst unser Auge sein. 32 Und wenn du mit uns ziehst: was der HERR Gutes an uns tut, das wollen wir an dir tun.
Moses Schwager Hobab, der Sohn Jethros (Reghuel war der persönliche, Jethro der Amtsname), des Priesters von Midian, scheint bis dahin die Wüstenerlebnisse mit Israel geteilt zu haben. Gewiß ist er zu jener Zeit, von der uns 2. Mos. 18 erzählt, mit seinem Vater zu Mose gekommen und bei dessen Abreise bei Mose geblieben. Nun aber, als das eigentliche Wanderleben des Volkes Gottes beginnt, will er nicht mitziehen, sondern in seine Heimat zurückkehren. Mose sucht ihm vor Augen zu stellen, daß der Herr Seinem Volke Gutes in Aussicht gestellt habe, welches Hobab mitgenießen soll; aber zunächst will er nicht; Heimat und Verwandtschaft - die Bande der Natur - haben mehr Anziehungskraft als Gottes Volk und Gottes Reich!
Wie Hobab geht es vielen Menschen! Innerlich angefaßt, gehen sie eine Zeitlang mit dem Volke Gottes; sie schmecken, wie gut das Wort Gottes - wie freundlich der Herr ist; sie fühlen auch ihre Sünde, die sie zum Sünderheiland treibt! Aber dann kommt ein Augenblick der Entscheidung, da muß es sich zeigen, ob man Jesus folgen und gehorsam sein will. Man hat endgültig zu wählen zwischen der Welt und dem Reich Gottes - zwischen dem breiten und dem schmalen Weg - zwischen der zeitlichen Ergötzung der Sünde und der ewigen Seligkeit im Himmel! Ach, da fallen viele ab und gehen zurück in die Welt, in die Gleichgültigkeit, in die Sünde! Die Forderungen des Herrn erscheinen ihnen hart und streng, die Schwierigkeiten des Glaubensweges zu groß, die Lockungen der Welt zu süß! Sie meinen, den flehentlichen Bitten oder ernsten Drohungen ihrer unbekehrten Angehörigen nicht widerstehen zu können. (Vergl. Mark. 4,16.17; Joh. 6,60-69.)
Wie wird deine Wahl ausfallen? Haben die Bande der Natur oder die Züge der göttlichen Gnade die größere Macht über dich? Gehorchst du Gott oder den Menschen mehr? Wen liebst du in erster Linie - Vater und Mutter, Bruder und Schwester, Freund (Freundin) und Braut (Bräutigam) oder den Herrn Jesus? (Lies Matth. 10,34-39!)
Auf das letzte Zureden Moses hören wir keine Gegenrede des Hobab mehr. Es scheint, als ob er sich doch hat bestimmen lassen, mit dem Volke Gottes zu ziehen. Dies wird uns zur Gewißheit, wenn wir hören, daß im Anfang der Richterzeit die Kinder des Hobab mit den Kindern Juda in eine südlich gelegene Gegend zogen (Rich. 1,16; 4,11)
also mit den Kindern Israel nach Kanaan gekommen waren und noch zu Sauls Zeit in jener Gegend wohnten. (1. Sam. 15,6.)
(Montag 22. Mai 1922)