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23. Das glänzende Angesicht des Mose und die Decke, die er davor hängte fürs Volk (2. Mose 34,29-35)
2. Mose 34,29-35
29 Da nun Mose vom Berge Sinai ging, hatte er die zwei Tafeln des Zeugnisses in seiner Hand und wußte nicht, daß die Haut seines Angesichts glänzte davon, daß er mit ihm geredet hatte. 30 Und da Aaron und alle Kinder Israel sahen, daß die Haut seines Angesichts glänzte, fürchteten sie sich, zu ihm zu nahen. 31 Da rief sie Mose; und sie wandten sich zu ihm, Aaron und alle Obersten der Gemeinde; und er redete mit ihnen. 32 Darnach nahten alle Kinder Israel zu ihm. Und er gebot ihnen alles, was der HERR mit ihm geredet hatte auf dem Berge Sinai. 33 Und da er solches alles mit ihnen geredet hatte, legte er eine Decke auf sein Angesicht. 34 Und wenn er hineinging vor den HERRN, mit ihm zu reden, tat er die Decke ab, bis er wieder herausging. Und wenn er herauskam und redete mit den Kindern Israel, was ihm geboten war, 35 so sahen dann die Kinder Israel sein Angesicht an, daß die Haut seines Angesichts glänzte; so tat er wieder die Decke auf sein Angesicht, bis er wieder hineinging, mit ihm zu reden
Mose teilte zunächst Aaron und allen Fürsten der Gemeinde Israels mit, daß er nach vierzigtägigem Ringen bei Gott die Wiederherstellung des Bundesverhältnisses für Israel erlangt habe. Sodann freute er sich, das ganze Volk zu begrüßen und richtete ihnen alles aus, was der Herr ihm für sie geschenkt und aufgetragen hatte. [Vgl. 1. Kön. 22,14; 1. Kor. 11,23a; 15,3a.]
Doch so wenig können die, die den Herrn noch nicht näher kennen, auch nur den Abglanz Seiner Herrlichkeit ertragen, daß Mose eine Decke auf sein Angesicht legen mußte, während er zu ihnen redete! - Die Gegenwart und Herrlichkeit Gottes, aus der er kam, und die sich in ihm entfaltete, bildete gleichsam eine Schranke zwischen ihm und seinen Mitmenschen; und es kostete ihn Mühe, ihnen die Gnade und die Wahrheit nahezubringen, deren Träger er war! - Vor Menschen mußte er sich immer wieder verhüllen, solange der himmlische Glanz auf ihm war. Betrat er jedoch von neuem die Gegenwart Gottes, um mit Ihm zu reden - vor seinem Gott stand er mit unverhülltem Angesicht und redete mit ihm wie der Freund mit seinem Freunde redet! - Wie einsam stand er doch unter den Menschen da, obwohl Israel das Volk Gottes war! - Die Überwinderverheißungen in der Offenbarung zeigen uns zur Genüge, daß wir - wenn wir Gott ganz nahestehen und wirklich das sein und werden wollen, was wir sein sollen, vielfach auch unter dem Volke Gottes Fremdlinge sein - in mancherlei Proben und Schwierigkeiten geraten werden und immer wieder Überwinder, Sieger sein müssen, wenn wir unsere Krone nicht verlieren wollen! - Es gilt, bis ans Ende treu zu bleiben allem, was Gott einmal zu uns geredet und uns geoffenbart hat auf dem Berge der Gemeinschaft: „Halte fest, was du hast, damit niemand dir deine Krone nehme!“ „Sei bis zum Tode getreu (alledem, was Gott dir einmal geschenkt hat und weiter schenken will), so will Ich dir die Krone des Lebens geben!“ (Lies [Ps. 31,11-20 (Luth. 12-21)]; 2. Tim. 1,13. 14; 2,7-13.)
Wir wollen uns das ernste Wort zu Herzen nehmen: „Wer viel hat, dem wird noch hinzugegeben werden, und er wird Überfluß haben. Wer aber nicht hat, von dem wird selbst das, was er hat weggenommen!“ „Wenn jemand Ohren hat zu hören, der höre!“ - Wir vernehmen, daß Mose sehr sanftmütig war - mehr als alle Menschen, die auf dem Erdboden waren! [4. Mos. 12,3.]
Sanftmut und Demut sind ein Kennzeichen des himmlischen Lebens - die Begleiterscheinungen inniger Gemeinschaft mit Gott. Jesus, der heilige Gottessohn, der ja dem Vater am allernächsten stand - der sagen konnte: „Ich und der Vater sind eins!“ - Er spricht: „Lernet von Mir, denn Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig! Auf diesem Wege werdet ihr köstliche Ruhe finden für eure Seele!“ - Ja, in dem Maße, als wir Seines himmlischen Lebens teilhaftig und in Sein Bild umgestaltet werden, wird sich auch in uns dieser sanfte und stille Geist von oben zeigen, der so köstlich ist vor Gott.
(Samstag, 29. Juni 1935)