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8. Mose verhandelt mit dem HERRN, dass sein Angesicht doch mit hinaufzieht nach Kanaan (2. Mose 33,11-17)
2. Mose 33,11-14
11 Der HERR aber redete mit Mose von Angesicht zu Angesicht, wie ein Mann mit seinem Freunde redet. Und wenn er wiederkehrte zum Lager, so wich sein Diener Josua, der Sohn Nuns, der Jüngling, nicht aus der Hütte. 12 Und Mose sprach zu dem HERRN: Siehe, du sprichst zu mir: Führe das Volk hinauf! und läßt mich nicht wissen, wen du mit mir senden willst, so du doch gesagt hast: Ich kenne dich mit Namen, und du hast Gnade vor meinen Augen gefunden. 13 Habe ich denn Gnade vor deinen Augen gefunden, so laß mich deinen Weg wissen, damit ich dich kenne und Gnade vor deinen Augen finde. Und siehe doch, daß dies Volk dein Volk ist. 14 Er sprach: Mein Angesicht soll vorangehen; damit will ich dich leiten
Bisher hatte Mose immer nur zeitweilige Offenbarungen von Gott empfangen. Von nun ab aber hatte er zu jeder Zeit freien Zugang zu Gott im Offenbarungszelt. Und während nach Errichtung der eigentlichen Stiftshütte Aaron als Hoherpriester nur einmal im Jahre das Allerheillgste betreten durfte, stand Mose, dem Mittler, der Zutritt allezeit offen: „Der Herr redete mit ihm von Angesicht zu Angesicht wie ein Mann mit seinem Freunde redet!“ - Ja, das persönliche, innerste Band zwischen Mose und dem Herrn hatte eine wesentliche Vertiefung erfahren, die fortan seinem ganzen Leben und Dienst den Stempel aufdrückte. - In all den früheren Unterredungen mit Gott haben wir ihn in Angelegenheiten des Volkes vor Gott stehen sehen: einmal, um den göttlichen Auftrag an Israel entgegenzunehmen (2. Mos. 19,3-6)
dann um die Rechte und Satzungen Gottes für das Volk zu empfangen [2. Mos. 20,1-21]
und schließlich um den göttlichen Plan für das Heiligtum zu empfangen. (2. Mos. 25,1-9.)
Hier aber wird der Schleier gelüftet, und wir dürfen etwas erkennen von dem innigen Freundesumgang mit dem Herrn, zu welchem Mose jetzt gelangt war. Seine Bereiterklärung, sich an Stelle des Volkes zu opfern, war die Brücke geworden, die zu dieser neuen wunderbaren Segnung führte. Da der Herr ihm nun versichert hatte: „Ich kenne dich mit Namen, d. h. du bist Mir ganz vertraut! und du hast auch Gnade - besonderes Wohlgefallen in Meinen Augen gefunden!“, so bittet Mose: „Laß mich doch, Herr, Deinen Weg wissen!“, damit ich Dich und Deine Absichten besser verstehen und nach Deinem Wohlgefallen handeln kann! (Lies Ps. 25,4.5.)
„Vor allem, Herr, gedenke daran, daß dieses Volk Dein Volk ist!“ Und tatsächlich: Gott läßt Sich überwinden durch die Bitten und Vorstellungen Seines Freundes. Sein innerstes Herz voll Liebe für Sein Volk bricht von neuem hervor, und Er sagt Mose zu: „Mein Angesicht wird mitgehen, und Ich werde dir Ruhe geben!“ Wie kostbar diese Zusage für Mose war - für ihn selbst und für das Volk, das ahnen wir kaum. Gottes Angesicht leuchtete von neuem voll Gnade über dem Volke, und Er wollte Seine Huld nun nicht mehr von dem Volke weichen lassen, sondern dasselbe geleiten durch die Wüste bis nach Kanaan! - Und wie hat der Herr diese Verheißung erfüllt. Jesaja singt: „Ich will der Gütigkeiten des Herrn gedenken - der Ruhmestaten des Herrn, nach allem, was der Herr uns erwiesen hat und nach all der großen Gnade gegen das Haus Israel, welche Er ihnen erwiesen hat entsprechend Seinen Erbarmungen und der Menge Seiner Gütigkeiten! In all ihrer Bedrängnis war Er bedrängt und Sein Angesicht hat sie gerettet. In Seiner Liebe und in Seiner Erbarmung hat Er sie erlöst! Und Er hob sie empor und trug sie alle Tage.“ - Auch mir und dir gilt diese wunderbare Zusage: „Mein Angesicht wird mit dir gehen, und Ich werde dir Ruhe geben!“ - Vielleicht liegt heute ein schwerer Weg vor dir und dein Herz ist gedrückt und unruhig. Der Herr kennt dich ja, und Er will dich durch Seine Gegenwart und Sein Mitgehen erfreuen und dir die tiefe innere Ruhe des Glaubens verleihen! „Er ist unser Friede!“
(Donnerstag, 23. Mai 1935)