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4. Mose verhört Aaron und bestraft das Volk durch die Schwerter der Leviten (2. Mose 32,21-29)
2. Mose 32,22-29
22 Aaron sprach: Mein Herr lasse seinen Zorn nicht ergrimmen. Du weißt, daß dies Volk böse ist. 23 Sie sprachen zu mir: Mache uns Götter, die vor uns her gehen; denn wir wissen nicht, wie es diesem Manne Mose geht, der uns aus Ägyptenland geführt hat. 24 Ich sprach zu ihnen: Wer Gold hat, der reiß es ab und gebe es mir. Und ich warf's ins Feuer; daraus ist das Kalb geworden. 25 Da nun Mose sah, daß das Volk zuchtlos geworden war (denn Aaron hatte sie zuchtlos gemacht, zum Geschwätz bei ihren Widersachern), 26 trat er an das Tor des Lagers und sprach: Her zu mir, wer dem HERRN angehört! Da sammelten sich zu ihm alle Kinder Levi. 27 Und er sprach zu ihnen: So spricht der HERR, der Gott Israels: Gürte ein jeglicher sein Schwert um seine Lenden und durchgehet hin und zurück von einem Tor zum andern das Lager, und erwürge ein jeglicher seinen Bruder, Freund und Nächsten. 28 Die Kinder Levi taten, wie ihnen Mose gesagt hatte; und fielen des Tages vom Volk dreitausend Mann. 29 Da sprach Mose: Füllet heute eure Hände dem HERRN, ein jeglicher an seinem Sohn und Bruder, daß heute über euch der Segen gegeben werde
Mose stand vor Gott. Wer im Geiste Gott schaut, der geht in den schwierigsten Lagen den Glaubensweg in der Zuversicht des Sieges! - Pflichten, Aufgaben, Schwierigkeiten bemißt der Glaube mit der Kraft des Allmächtigen: „Gott ist unsere Zuflucht und Stärke!“ - So beherrscht der Mann, welcher Gott im Geiste schaut, die Umstände, mögen sie noch so verwickelt und schwierig sein! - Das Ergebnis von Aarons Tun war: „Da ging dieses Kalb hervor!“, das Israel zum Götzendienst wurde. Das Ergebnis des Erscheinens Moses im Lager war, daß das Goldene Kalb im Feuer verbrannt und zu Staub zermalmt wurde, und die Kinder Israel in tiefer Buße dessen Staub tranken! - Aus Aarons Feuer ging das Goldene Kalb hervor; in Moses Feuer zerschmolz und verbrannte es!
Wie leicht nahm es Aaron mit dem, was geschehen war! Er stellte das Goldene Kalb als solch eine harmlose Sache hin: ,,Das Volk brachte sein Gold, und ich warf es ins Feuer, da kam dieses Kalb heraus!“ - Er sprach gewissermaßen: „Was macht es aus, was für eine Gestalt das Gold annimmt - ob es sich zu einem Kalbe oder zu sonst etwas gestaltet? Was ist dabei?“ -Wahrlich, es ist schwer, schwarz von weiß zu unterscheiden, wenn kein Licht da ist! - Unser Herr sagt: „Die Lampe des Leibes ist das Auge. Wenn nun dein Auge einfältig ist, so wird dein ganzer Leib licht sein. Wenn aber dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß dann die Finsternis!“ - Recht und Unrecht verliert seine Bedeutung, wenn der Mensch sich nicht mehr der Autorität des Allerhöchsten beugt! Wie leicht wird man mit der Sünde fertig, wenn man in seinem Herzen fertig geworden ist mit Gott und Seinem heiligen Urteil über die Sünde! Die Schrift ruft aus: „Wehe denen, die das Böse gut heißen und das Gute böse - welche Finsternis zu Licht machen und Licht zu Finsternis - welche Bitteres zu Süßem machen und Süßes zu Bitterem! Wehe denen, die in ihren eigenen Augen weise und bei sich selbst verständig sind!“ [Jes. 5,20. 21; lies auch Ps. 82,5; Joh. 3,19. 20; 12,35.]
Aarons Leichtfertigkeit gegenüber kann Mose im Blick auf das Goldene Kalb nur von einer furchtbaren Sünde sprechen. Für ihn war das Goldene Kalb der Inbegriff alles dessen, was Lästerung und Kränkung des Allerhöchsten bedeutete! - Ja, nur im Licht der Gegenwart und Heiligkeit Gottes erkennen wir die wahre Bedeutung aller Dinge, denn vor Seinen heiligen Augen stehen sie da, wie sie in Wirklichkeit sind! „Der Herr ist in Seinem heiligen Palast; es sei stille vor Ihm alle Welt! Der Herr - in den Himmeln ist Sein Thron! Seine Augen schauen - Seine Augenlider prüfen die Menschenkinder.“ - Aaron war herabgesunken zu einem charakterlosen Religionsdiener - Mose war ein Mann Gottes. Er konnte nicht so tun, als sei das Vorgefallene zu entschuldigen oder zu verzeihen. Nein, mit Recht und mit größtem Ernst warf er Aaron seine Schuld vor, obwohl er im Stillen heiß für ihn zu Gott flehte um tiefe Reue und Buße! [Lies 5. Mos. 9,20.]
Nur diesem erschütternden Ernst und dieser fürbittenden Liebe des Mose war es zu verdanken, wenn Aaron noch einmal begnadigt - wenn ihm die furchtbare Sünde des Goldenen Kalbes vergeben wurde - wenn er trotz allem noch des heiligen, erhabenen Dienstes eines Hohenpriesters gewürdigt wurde! - Dem Ruf des Mose: „Her zu mir, wer für den Herrn ist!“ waren, wie wir sahen, alle Leviten gefolgt. Ihr Gehorsam war eine Tat jenes Glaubens, welcher weder Menschenfurcht noch Ansehen der Person kennt. Der Eifer ihres Stammvaters flammte in ihnen auf - jetzt aber nicht für die eigene, sondern für Gottes Ehre. [1. Mos. 34,25-30.]
Hatte einst Levi durch die Rache an den Bewohnern von Sichem Wahrheit, Treue und Recht aus verkehrter Rücksicht auf seine Blutsverwandtschaft gebrochen, so haben seine Nachkommen hier durch Ausführung der heiligen Rache Gottes an ihren eigenen Blutsverwandten Wahrheit und Recht und den göttlichen Bund gerettet. So wurde der einst über Levi ausgesprochene Fluch (1. Mos. 49,7) nun in Segnung umgewandelt! (5. Mos. 33,1. 8-11.)
V. 29: „Und Mose sprach: Weihet euch heute dem Herrn - ein jeder in seinem Sohn und in seinem Bruder, um heute Segen auf euch zu bringen!“ Es scheint nach dieser Stelle, als ob der Herr dem Stamme Levi den heiligen Dienst an der Stiftshütte gerade deshalb gab, weil sie ihm hier ihre unbedingte Treue bewiesen hatten! (Vgl. 5. Mos. 10,8. 9.)
(Freitag, 10. Mai 1935)