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1. EXKURS: Das Gesetz im Licht unseres Lebens in Christus (Römer 7,1-8,2)
a) Durch den Leib Christi sind wir vom Gesetz frei geworden und dem Gesetz abgestorben. (Römer 7,1-6)
RÖMER 7,1-6
1 Wisset ihr nicht, liebe Brüder (denn ich rede mit solchen, die das Gesetz wissen), daß das Gesetz herrscht über den Menschen solange er lebt? 2 Denn ein Weib, das unter dem Manne ist, ist an ihn gebunden durch das Gesetz, solange der Mann lebt; so aber der Mann stirbt, so ist sie los vom Gesetz, das den Mann betrifft. 3 Wo sie nun eines andern Mannes wird, solange der Mann lebt, wird sie eine Ehebrecherin geheißen; so aber der Mann stirbt, ist sie frei vom Gesetz, daß sie nicht eine Ehebrecherin ist, wo sie eines andern Mannes wird. 4 Also seid auch ihr, meine Brüder, getötet dem Gesetz durch den Leib Christi, daß ihr eines andern seid, nämlich des, der von den Toten auferweckt ist, auf daß wir Gott Frucht bringen. 5 Denn da wir im Fleisch waren, da waren die sündigen Lüste, welche durchs Gesetz sich erregten, kräftig in unsern Gliedern, dem Tode Frucht zu bringen. 6 Nun aber sind wir vom Gesetz los und ihm abgestorben, das uns gefangenhielt, also daß wir dienen sollen im neuen Wesen des Geistes und nicht im alten Wesen des Buchstabens.
Da wir im 20. Kapitel des zweiten Buches Mose nun an das Gesetz kommen, ist für uns die Frage von größter Bedeutung: Welche Stellung nimmt nach der Heiligen Schrift der wahre Gläubige dem Gesetz gegenüber ein? – Auf diese Frage gibt der Apostel Paulus in Römer 7 und 8 eine klare und umfassende Antwort. Wir glauben deshalb unseren Lesern wesentlich zum Verständnis von 2. Mose 19 und 20 zu helfen, wenn wir einige Betrachtungen über Römer 7 und 8 hier einfügen. – Die römische Christengemeinde bestand zum größten Teil aus bekehrten Juden, so daß die meisten das Gesetz und seine Forderungen kannten. Sie alle wußten, daß das Gesetz Macht hat über den Menschen, solange er lebt. Ja, den Juden begleitete sein unsterbliches und allgegenwärtiges Gesetz, wie ihn sein Gott begleitet – bis an die Enden der Erde und bis ans Ende seines Lebens! (Lies Psalm 139,7-12!)
Um dies an einem Beispiel klarzumachen, greift der Apostel das Gesetz der Ehe heraus. Solange Mann und Frau leben, ist dieses göttliche Gesetz bindend für sie; es bindet sie unlöslich aneinander: „Es werden die zwei ein Fleisch sein!“ – Gott Selbst hat die heilige Ehe gestiftet. Jesus spricht: „Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden!“ – Heute muß dieses Wort wie mit Posaunen in das Herz und Gewissen der Menschen hineingerufen werden; die Menschen müssen aus ihrer Schuld und Gottesferne – aus ihrer Sünde und Verstocktheit aufgerüttelt werden. Denn wie wird doch gerade dieses Gebot heute mit Füßen getreten!! – Die Menschen zertrümmern ihr Glück und machen ihr Leben zum Verderben durch ihren Ungehorsam und Frevel auf diesem Gebiet. Verläßt eine Frau ihren Mann, um sich mit einem anderen zu verbinden, läßt ein Ehemann sich mit einer anderen ein, so ist das einfach Ehebruch – eine der Sünden, welche Gott am allerschwersten heimsucht und welche auch das menschliche Gewissen aufs schwerste verurteilt! [Lies 1. Korinther 6,12-18; 1. Petrus 2,11.12]
Denn die Heiligkeit und Unantastbarkeit der Ehe gehört zu den Grundgesetzen, die der Schöpfer uns Menschen gegeben hat. [Lies Matthäus 19,3-6]
Liebes Gotteskind, ist dein Herz und Leben schon tiefgehend gereinigt auf sittlichem Gebiet? – Doch dies nur im Vorübergehen! Paulus greift das Ehegesetz heraus, um überhaupt an demselben die bindende Macht des göttlichen Gesetzes über den Mensch während seiner ganzen Lebzeit aufzuzeigen: Nur der Tod hebt diese bindende Macht auf! – Welche Gnade ist es doch, wenn Gott dein Herz schon neugeschaffen hat in unserem Herrn Jesus Christus! – Paulus schreibt den Galatern: „Von mir aber sei es ferne, mich zu rühmen, als nur des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus, durch welchen mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt! Denn weder Beschnittensein noch Nicht-Beschnittensein (wir würden heute sagen: Weder Getauft- und Konfirmiertsein noch Ungetauftsein) hat einen Wert; man muß eine neue Schöpfung im Herrn Jesus geworden sein!“
(Mittwoch, 30. Mai 1934)