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21. Josef sperrt Simeon ein und schickt die anderen mit Getreide heim, dass sie ihren jüngsten Bruder holen (1. Mose 42,18-24)
1. MOSE 42,21-24
21 Sie aber sprachen untereinander: Das haben wir uns an unserm Bruder verschuldet, daß wir sahen die Angst seiner Seele, da er uns anflehte, und wir wollten ihn nicht erhören; darum kommt nun diese Trübsal über uns. 22 Ruben antwortete ihnen und sprach: Sagte ich's euch nicht, da ich sprach: Versündigt euch nicht an dem Knaben, und ihr wolltet nicht hören? Nun wird sein Blut gefordert. 23 Sie wußten aber nicht, daß es Joseph verstand; denn er redete mit ihnen durch einen Dolmetscher. 24 Und er wandte sich von ihnen und weinte. Da er nun sich wieder zu ihnen wandte und mit ihnen redete, nahm er aus ihnen Simeon und band ihn vor ihren Augen.
PSALM 118,18
Der HERR züchtigt mich wohl; aber er gibt mich dem Tode nicht.
PSALM 119,75
HERR, ich weiß, daß deine Gerichte recht sind; du hast mich treulich gedemütigt.
Während die Brüder einander ihre Schuld bekannten, die sie an Joseph begangen hatten, wies Ruben noch darauf hin, daß er sie einst gewarnt habe, weil er meinte, sich damit besser hinstellen zu können wie seine Brüder. Doch auch er war ja nicht frei von Schuld, sonst hätte er ganz gewiß nicht zugelassen, daß die Brüder Joseph zuerst in die Grube warfen. Sie wußten nicht, daß der Mann im fürstlichen Gewand sie verstand und daß er sich von ihnen abwenden mußte, um die Tränen der Rührung und des Mitgefühls zu verbergen, doch auch wieder seine innere Freude über ihre beginnende Buße. [Lies Jes. 63,9; vgl. Ps. 78,38.39; Judas 22.23.]
Rasch wandte er ihnen jedoch sein Angesicht wieder zu, ließ aber doch Simeon vor ihren Augen binden und gefangennehmen. War er wohl einst der Anführer des bösen Planes gewesen – oder war er vielleicht auch jetzt noch besonders verstockt und unzugänglich, so daß sein Einfluß die Sinnesänderung der Brüder aufhielt? Wir wissen es nicht. Es war ja eine scheinbar harte Behandlung, die die Söhne Jakobs in Ägyptenland erfuhren. Doch so ist es manchmal auch bei uns. Die Hand Gottes greift hie und da hart in unser Leben ein und muß uns manchen Schmerz zufügen. Doch wenn wir Ihm in die Augen schauen würden, dann würden wir schnell merken, daß des Herrn Herz tief mit uns fühlt, wenn Er uns einen harten Weg führen muß, um uns innerlich ganz dahin zu bringen, daß wir erkennen, was notwendig ist zu unserer inneren Umgestaltung. Meist bringt der Herr uns ja nur durch schwere und harte Wege zur Umkehr. Wenn Er dich also äußerlich hart behandeln muß, so rührt das oft daher, daß Er noch nicht alles an dir erreicht hat, was zu deiner wirklichen Läuterung notwendig ist. (Lies Hebr. 12,5-11; [Hiob 5,17.18; 34,31.32.])
(Sonntag, 18. Oktober 1953)