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19. Zehn Brüder Josefs reisen nach Ägypten, um bei ihm Getreide zu kaufen. Als er sie erkennt, bezichtigt er sie der Spionage (1. Mose 42,1-14)
1. MOSE 42,1-5
1 Da aber Jakob sah, daß Getreide in Ägypten feil war, sprach er zu seinen Söhnen: Was sehet ihr euch lange um? 2 Siehe, ich höre, es sei in Ägypten Getreide feil; zieht hinab und kauft uns Getreide, daß wir leben und nicht sterben. 3 Also zogen hinab zehn Brüder Josephs, daß sie in Ägypten Getreide kauften. 4 Aber den Benjamin, Josephs Bruder, ließ Jakob nicht mit seinen Brüdern ziehen; denn er sprach: Es möchte ihm ein Unfall begegnen. 5 Also kamen die Kinder Israels, Getreide zu kaufen, samt anderen, die mit ihnen zogen; denn es war im Lande Kanaan auch teuer.
APOSTELGESCHICHTE 7,9-12
9 Und die Erzväter neideten Joseph und verkauften ihn nach Ägypten; aber Gott war mit ihm 10 und errettete ihn aus aller seiner Trübsal und gab ihm Gnade und Weisheit vor Pharao, dem König in Ägypten; der setzte ihn zum Fürsten über Ägypten über sein ganzes Haus. 11 Es kam aber eine teure Zeit über das ganze Land Ägypten und Kanaan und große Trübsal, und unsere Väter fanden nicht Nahrung. 12 Jakob aber hörte, daß in Ägypten Getreide wäre, und sandte unsere Väter aus aufs erstemal.
Die sieben reichen Jahre waren vorüber, und die sieben Jahre der Teurung begannen. Der Regen fiel in den Nachbarländern Ägyptens auch nur spärlich. Kaum erreichte der Nil den Rand seiner Ufer. Da brach Teuerung aus in Kanaan, in Arabien und Syrien, und nur in Ägypten mangelte es durch Josephs weise Fürsorge nicht an Brot! – Nach mehr als zwanzigjähriger Pause führt uns nun die Geschichte wieder in Jakobs Haus. Da sehen wir ihn trotz der vielen schmerzlichen Erfahrungen nicht als gebrochenen, lebensmüden Greis; nein – mit fester Hand vereinigt der ehrwürdige Patriarch die Familien seiner Söhne unter sich als dem Haupt und führt in göttlicher Vollmacht das Regiment im Haus. Die Quelle aber, aus der Jakob täglich neue Kraft schöpfte, war das Gebet des Glaubens, das Stillesein und Harren auf die Hilfe des Herrn. Wir lesen: „Die auf den Herrn harren, gewinnen neue Kraft. Sie heben die Schwingen empor gleich Adlern. Sie laufen und ermatten nicht; sie gehen und ermüden nicht!“ [Lies Ps. 46,1.2 (Luther 46,2.3); 34,1–10; (Luther 34,2–11.)]
Die vielköpfige Familie Jakobs bildete einen großen Haushalt, und sie mußten sich nun ernstlich um Hilfe und Unterhalt umsehen. Mit den Worten: „Was seht ihr einander ratlos und unschlüssig an?“ forderte der betagte Jakob seine Söhne auf, die schon oft besprochene Reise nach Ägypten nicht länger hinauszuschieben. Jedenfalls hatte er durch Händler und Reisende gehört, daß in Ägypten immer noch große Getreidevorräte seien und daß man dort Korn kaufen könne. So machten sich die Söhne Jakobs auf den Weg. Es waren gerade jene zehn Brüder, die Joseph einst verkauft hatten. Gott ließ es zu, daß gerade sie nun nach Ägypten reisen mußten, um dort Hilfe zu suchen, ohne zu ahnen, daß der Regent im Lande Ägypten ihr Bruder Joseph war. – Auf welch verborgene und doch so weise Art weiß Gott alles zu lenken! (Lies Jes. 55,8.9; Ps. 25,10; 92,5 [Luther 92,6]; Jes. 28,29; Ps. 77,13.14.19; [Luther 77,14.15.20.])
(Freitag, 9. Oktober 1953)