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18. Auf der Flucht spricht der Engel des HERRN mit Hagar, die Abram später seinen Sohn Ismael gebiert (1. Mose 16,7-16)
1. MOSE 16,10-12
10 Und der Engel des HERRN sprach zu ihr: Ich will deinen Samen also mehren, daß er vor großer Menge nicht soll gezählt werden. 11 Weiter sprach der Engel des HERRN zu ihr: Siehe, du bist schwanger geworden und wirst einen Sohn gebären, des namen sollst du Ismael heißen, darum daß der HERR dein Elend erhört hat. 12 Er wird ein wilder Mensch sein: seine Hand wider jedermann und jedermanns Hand wider ihn, und wird gegen alle seine Brüder wohnen.
Als nun der Herr sah, daß Hagar sich Innerlich beugte und sich zur Umkehr entschloß, sprach er tröstliche Worte der Verheißung zu ihr. Sie hatte in ihrer Not den Herrn angerufen, und der Herr erhörte ihr Seufzen. Er sah ihr Elend mit Erbarmen an und eilte, sie zu trösten und aufzurichten. Ja, Er erwies an ihr überschwengliche Barmherzigkeit und gab ihr eine Verheißung, wie Er sie bisher nur Abraham gegeben hatte! (Lies Psalm 10,14; 72,12-14; 102,17-20. Luth. 18-21.)
An all den arabischen Völkern, die ja leider Mohammedaner sind, ist dieses Wort reichlich in Erfüllung gegangen. - Der Engel stellt nun Hagar die Geburt ihres Sohnes in Aussicht und sagt ihr auch dessen Namen, beschreibt ihr seinen Charakter. Er wird ein wilder, ungebundener Mensch sein, ebenso wie seine Nachkommen. - Der Wildesel ist ein schönes kraftvolles Tier in der Größe eines Pferdes, das herdenweise in der Wüste lebt und nie sich zähmen läßt. [Vgl. Hiob 39,5-8.]
In Ismael und seinen Nachkommen finden wir zu allen Zeiten eine unermeßliche Freiheitsliebe, die sich durch kein menschliches Joch binden läßt. Gibt es nicht auch in der Christenheit solche Menschen, die sich nicht von der Gnade und Macht des Evangeliums überwinden lassen? Wie mancher ist ein Mensch unbändigen Trotzes! Alle Bemühungen, ihn zum Gehorsam, zu einem bescheidenen und gesitteten Leben zu bringen, scheinen umsonst zu sein! Solchen Leuten gegenüber bleibt wohl nichts anderes übrig, als sie möglichst zu meiden. Muß man aber doch mit ihnen verkehren, so wollen wir sie uns zu einer Übung in der Selbstverleugnung, Demut, Sanftmut und Liebe dienen lassen. Es gibt doch keinen Menschen, den Gott nicht zu einem neuen Menschen in Christus Jesus machen wollte! Er will ja gerade die Starken zum Raube haben! (Lies Jes. 53,12.)
(Mittwoch, 18. Oktober 1950)