Montag, den 22. Januar 1923
Psalm 131,1-3
Zum Lesen ist dieser Psalm - David hat ihn gedichtet! - einer der kürzesten, zum Lernen und Üben im praktischen Leben einer der längsten! Wenn wir einen kurzen Blick auf ihn werfen, so möchten wir sagen: V. 1: Demut; V. 2: Sanftmut und Stille; V. 3: Geduld. Sind das nicht die Tugenden, an denen wir nie genug bekommen, nie auslernen können - die Eigenschaften, die uns aus unseres Heilandes Leben und Wandel hier auf Erden so hell entgegenleuchten! - Ja, unser Psalm spricht von einem Kinde und enthält doch die Erfahrung eines zum vollen geistlichen Mannesalter gereiften Gläubigen. Wir schauen hier tiefe Demut in Verbindung mit einem geheiligten Herzen - einen ganz in Gott gestillten Willen im Verein mit einem starken Glauben, der auf Ihn, den Allmächtigen und Allweisen, allein seine Hoffnung setzt. (Lies 1. Petr. 3,8-17.) Wohl dem Manne, der die Worte dieses Psalms ohne Heuchelei zu seinen eigenen machen kann! Er trägt an sich das Bild seines Herrn, welcher „das Lamm Gottes“ genannt wurde, welcher sagen konnte: „Lernet von Mir, denn Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig!“ - Unser Psalm übertrifft, so gering sein Verfasser von sich denkt, alle die vorhergehenden Wallfahrtslieder an innerer Höhe, sofern wirkliche Herzensdemut eine der höchsten Tugenden des geistlichen Lebens ist! (Lies Kol. 3,12-17.) Herr Jesu, gestalte mich in Dein Bild!