Freitag, den 29. September 1922
Psalm 129,3.4
Wie der Pflüger tiefe Furchen in den Acker schneidet, so ist Gottes Volk oftmals von seinen Widersachern hart gegeißelt worden (im bildlichen Sinne oder auch tatsächlich!), so daß jeder Hieb eine lange, blutunterlaufene Strieme, wenn nicht gar eine klaffende Wunde zurückließ.*) (Lies Matth. 10,16.17; 23,34.35.) Wer dächte hier nicht vor allem an unseren Herrn und Heiland Selbst, der in die Hände der Heiden überliefert wurde zur Verspottung, Geißelung und Kreuzigung. (Lies Matth. 20,17-19; Jes. 50,6.7.) - Er ist unser Vorbild im vertrauensvollen Stillehalten unserem Gott - im geduldigen Leiden auch seitens der Menschen. (Lies 1. Petr. 2,19-23.) - Gerade die Länge des Leidens macht dasselbe so schwer: „Langhingezogenes Harren macht das Herz krank; aber ein eingetroffener Wunsch ist ein Baum des Lebens“. (Spr. 13,12; Ps. 42,1-11 [69,1-3; 119,81-85; 142,1-7].) - Doch „der Herr ist gerecht“ und unser Gott ist barmherzig; der Ausgang unserer Prüfungen beweist dies stets herrlich! (Lies Jak. 5,7-11.) Im rechten Augenblick greift Er ein - oft ganz plötzlich - und durchschneidet das Seil, mit welchem die Bösen oder der Böse unsere Seele festgebunden haben: „Die Schlinge ist zerrissen und wir sind frei!“ Man denke an die lange Knechtung der frommen Hanna unter die stolze Pennina und an die schnelle und völlige Wendung ihres beiderseitigen Geschickes! [1. Sam. 1,1 - 2,26!] „Nahe ist der Herr denen, die zerbrochenen Herzens sind, und die zerschlagenen Geistes sind, rettet Er. Viel sind der Widerwärtigkeiten des Gerechten, aber aus allen denselben errettet ihn der Herr!“
*) Hebräer 11 sagt uns gerade von gläubigen Israeliten: „Manche wurden durch Verhöhnung und Geißelung versucht und dazu durch Bande und Gefängnis; sie wurden gesteinigt, zersägt, auf die Probe gestellt, starben den Tod durchs Schwert, hatten Mangel, Drangsal, Ungemach (deren die Welt nicht wert war), irrten umher in Wüsten und Gebirgen, in Felsklüften und Höhlen der Erde.“ - Dies war ganz besonders der Fall in der Zeit der Makkabäer.