BIBELLESEZETTEL von Chr. von Viebahn

(www.wol-blz.net)

Suchen nach:
Startseite -- Jahrgänge -- 1922 -- 16. März 1922
Diese BLZ Andacht: -- IM ORIGINAL -- Erweitert?

Nächster Tag

JAHRGANG 1922
März 1922

Donnerstag, den 16. März 1922


Psalm 126,1-6

Psalm 126 ist das siebente der 15 kurzen „Stufenlieder“, die auf den 119. Psalm folgen. Die meisten Ausleger nehmen an, daß diese „Lieder der Hinaufzüge“ zum Teil von den heimkehrenden Juden bei der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft gesungen - manche auch damals gedichtet wurden. Von da ab wurden sie dauernd als Wallfahrts- oder Festlieder gebraucht bei dem dreimal jährlichen Hinaufziehen der Juden zu den großen Festen (Passah-, Pfingst- und Laubhüttenfest) in Jerusalem. (Vgl. den Ausdruck „Hinaufziehen“ in 2. Mos. 34,24; Esra 7,9; Ps. 122,4; Mark. 10,33; Luk. 2,42; Apgesch. 18,22.) - Sind wir nicht auf der Pilgerfahrt nach dem himmlischen Jerusalem? Ziehen wir nicht hinauf zu der ewigen Seligkeit und Herrlichkeit bei Jesus im Licht? Gewiß werden wir deshalb in diesen „Stufenliedern“ mannigfache Anklänge an unsere eigenen Erfahrungen finden, zugleich durch dieselben zur Läuterung und Heiligung unserer inneren Übungen auf unserem Pilgerwege gelangen! - Psalm 126. Die allgemein gelesene Übersetzung Luthers setzt den Anfang unseres Psalms in die Form der Zukunft. In diesem Sinne aufgefaßt, sind die ersten Verse außerordentlich kostbar und tröstlich und wir dürfen sie uns mit Freuden aneignen! - Im Grundtext jedoch erinnert sich der Psalmensänger an eine bereits geschehene und erlebte wunderbare Befreiung. Er sagt: „Als der Herr die Gefangenen Zions erlöste (aus ihrer Gefangenschaft befreite und zurückführte), da waren wir wie Träumende usw.“ - Das Befreiungsedikt für die gefangenen Juden, welches der Perserkönig Kores als Gottes Werkzeug und unter Gottes unmittelbarer Beeinflussung erließ, und in welchem er die Juden nach Gottes Weisung beauftragte, den Tempel in Jerusalem wieder aufzubauen, brachte diese wunderbare „Erlösung“ (d. h. Losmachung, Freilassung) aus heidnischem Zwang und Bann. (Lies Esra 1,1-11.) Doch kehrte ja nur ein Teil des Volkes zurück nach Palästina und dessen Zustand und Lage gestaltete sich später, als Glaube und Eifer für den Herrn nachließen, traurig. Es scheint, daß unser Psalm erst in dieser späteren traurigen Zeit verfaßt wurde. Die dankbare Erinnerung an jene befreiende Großtat Gottes steht in schmerzlichem Gegensatz zu der armseligen Verfassung des Volkes in der Gegenwart. Der Psalmist bittet, daß Gott doch die noch in der Fremde befindlichen Glieder Seines Volkes befreie und heimführe. Er blickt glaubens- und sehnsuchtsvoll in die Zukunft, da der Tränensaat des Glaubens die herrliche Freudenernte des Schauens und Genießens folgt!

www.WoL-BLZ.net

Zuletzt geändert am 22.01.2022 17:27 Uhr | powered by PmWiki (pmwiki-2.3.3)