BIBELLESEZETTEL von Chr. von Viebahn

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JAHRGANG 1920
Oktober 1920

Sonnabend, den 9. Oktober 1920


Micha 7,1-4a

Der Prophet - sein Volk als das Volk Jehovas innig liebend und mit Jehova schwer die Gesunkenheit und den Abfall des Volkes empfindend, ruft aus tiefster Seele aus: „Wehe mir!“ O, daß auch wir so durch den Geist Gottes mitleiden lernten! Daß auch wir so entschieden für unseren Gott dastünden und einen so heiligen Eifer für Seine Ehre, zugleich eine so inbrünstige Liebe für die Abgeirrten an den Tag legten! - Tiefbekümmert ist der Prophet; seines Volkes Sünde fühlt er wie die eigene und nimmt sie bußfertig bekennend vor Gott aufs Herz, indem er sich bis in den Staub beugt. Wenn er unter dem Volke Umschau hält, so geht es ihm wie bei der Nachlese im Weinberg, im Obstgarten: alle köstlichen Früchte sind weg! Nicht eine Frühfeige, nicht eine Traube mehr - kaum hängt hier und da noch ein Beerlein!

So glich das Volk einem abgelesenen Weinberg oder Feigenbaum - der wirklich Fromme, der in den Wegen Gottes wandelte und unter den Menschen Gutes tat im göttlichen Sinne, wie man ihn in früheren Zeiten in Israel gekannt hatte - er war verschwunden! Keinen Rechtschaffenen, keinen rechtlich und redlich handelnden Menschen konnte man mehr finden! „Allesamt lauern sie auf Blut!“, d. h. sie sinnen auf Ränke, auf Betrug und Verrat - im höchsten Grade gewissenlos und selbstsüchtig suchen sie den eigenen Vorteil, ohne auch nur danach zu fragen, ob sie nicht des Nächsten Existenz untergraben, ihm die Lebensbedingungen abschneiden! - Ja, viele legen es geradezu darauf an, ihre Mitmenschen zu schädigen und zu verderben - sei es wirtschaftlich, sei es leiblich oder seelisch! - Micha muß im Blick auf sein Volk klagen: „Nach dem Bösen sind beide Hände ausgestreckt, um es wohl auszuführen!“ - Und das war nicht nur im Volke so, sondern auch bei den Fürsten und Führern des Volkes; einer unterstützte des anderen Ungerechtigkeit. (V. 3b.) Der Fürst bestach den Richter, der Angesehene und Reiche setzte seine Mittel und seinen Einfluß ein, um ungerechte Urteile zu seinen Gunsten durchzusetzen. So war das ganze Volksleben durchflochten und durchdrungen von Lüge, Bestechung, Untreue, Haß und ungerechtem Blutvergießen. Der Beste im Volke war wie ein Dornstrauch, der Rechtschaffenste wie eine Dornhecke, d. h. gänzlich fruchtleer und untauglich für Gott, und voll häßlicher Sündendornen, die andere stechen!

Meint man nicht, der Prophet lebe in unseren Tagen? Noch nie waren die Menschen so gewissenlos, so selbstsüchtig, so lieblos und herzlos wie in unseren Tagen! Jeder denkt nur an sich. Welche Gelegenheit haben doch wir Kinder Gottes gerade jetzt, die Liebe und Selbstlosigkeit Christi zu beweisen, vor allem in den praktischen Wirklichkeiten des Lebens!

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