BIBELLESEZETTEL von Chr. von Viebahn

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JAHRGANG 1920
März 1920

Donnerstag, den 11. März 1920


Micha 1,10b-16

„Zu Beth-Leaphra („Staubheim“) wälze ich mich (oder wälze dich) im Staube!“ Sich in der Asche oder im Staube wälzen, sich Staub oder Asche aufs Haupt streuen, ist im Orient stets ein Zeichen tiefster Trauer, Verzweiflung und Erniedrigung! (Vgl. Jos. 7,6; 2. Sam. 13,19; Ps. 7,5 [Luther 7,6]; Ps. 22,15 [Luther 22,16]; Jer. 6,26.) - „Ziehet hin, Bewohner von Schaphir („Schönstadt“) in schimpflicher Blöße! Die Einwohnerschaft von Zaanan („Auszug“) ist nicht ausgezogen,“ d. h. aus Furcht vor den Feinden wagen sie sich nicht in den Krieg, sondern ziehen sich in ihre Stadtmauern zurück! - „Die Wehklage Beth-Ezels wird euch nicht gestatten, als Flüchtlinge dort zu rasten,“ weil auch in Beth-Ezel schon der Feind eingedrungen ist! „Denn die Bewohner von Maroth (Bitterkeiten) winden sich vor Schmerz wegen ihrer (vom Feind geraubten) Habe!“ Maroth lag jedenfalls nahe bei Jerusalem, denn von Maroth aus kommen die Feinde zu den Toren Jerusalems hinab. Der Prophet betont, daß dieses Unglück von seiten des Herrn über sie kommt! Doch auch bei Jerusalem wird das vernichtende Gericht nicht stehen bleiben; es schreitet weiter nach Süden fort. Die Bewohner von Lachis („Renner“) werden aufgefordert, die Rennpferde an den Wagen zu spannen - um nämlich schleunigst vor dem Feinde zu flüchten! Diese Stadt wird von besonderer Strafe betroffen, weil sie Anfang und Anlaß zu besonderer Sünde für Jerusalem war: die „Übertretung Israels“, d. h. der Götzendienst - wohl insbesondere der Kälberdienst -, drang zuerst von Lachis aus nach Jerusalem! Das erfahren wir hier. Zur Strafe muß Lachis auf das ihm nahe gelegene und nützliche Morescheth („Besitztum“) verzichten, d. h. es dem Feinde überlassen! „Darum wirst du Morescheth-Gath ein Entlassungsgeschenk geben!“ (Der Name Morescheth klingt an an das hebräische Wort für „Verlobte“. Wenn ein Mann seine Verlobte entließ, mußte er ihr eine gesetzlich festgelegte Entlassungsgabe geben!) - „Die Häuser von Aksib („Trug“) werden zu einem trügerischen Bach für die Könige von Israel“; d. h. diese werden vergeblich auf die Stadt rechnen, da sie in die Hand des Feindes übergeht! (Ein „trügerischer Bach“ ist ein Bach (oder Fluß), der in der heißen Jahreszeit versiegt. Man rechnet darauf, an ein erfrischendes Wasser zu kommen, um in der Hitze nicht gänzlich zu verschmachten, und findet nur ein ausgetrocknetes Flußbett! Vgl. Hiob 6,15-20; Jer. 15,18.) Auch Marescha („Besitz“) wird dem jüdischen Volke verloren gehen: „Nochmals werde ich dir den Besitznehmer (oder Erben) bringen, Einwohnerschaft von Marescha!“ Der erste Besitznehmer oder Erbe dieser Stadt waren die Kinder Israel gewesen, welche die früher kanaanitische Stadt bei der Einnahme des Landes unter Josua zum Erbe erhielten. Der neue Erbe oder Besitznehmer aber soll der Feind sein! - „Bis Adullam (Höhle, 1. Sam. 22,1) werden kommen die Edlen von Israel!“, d. h. das wird ihr Ende sein, daß sie in einer elenden Höhle Zuflucht suchen müssen vor dem Feinde! Mit V. 16 schließt die Schilderung des angekündigten Unheils ab, indem der Prophet das ganze Volk zu Jammer und Trauer aufruft. Zion als Mutter Israels soll gleichsam über ihre so geliebten Kinder, an denen sie ihre Wonne gehabt, klagen, denn sie werden weggeführt werden in die Gefangenschaft heidnischer Nationen! Micha sieht hier das Zukünftige als schon geschehen an, so gewiß sind seinem Glauben nicht nur die Segensverheißungen, sondern eben so sehr auch die Gerichtsandrohungen seines heiligen und treuen Gottes! (Das Kahlscheren des Hauptes war ein ursprünglich heidnisches Zeichen der Trauer, besonders der Totentrauer, welches sich trotz des Verbotes in 5. Mose 14,1 in Israel vielfach als Sitte eingebürgert hatte! - Der in Ägypten und Palästina häufige Bartgeier hat einen vollständig kahlen Vorderkopf.)

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