Dienstag, den 9. März 1920
Micha 1,8-10a
Das göttliche Strafgericht sollte nicht bei Samaria und dem Zehnstämmereich stehenbleiben, sondern sich auch über Juda verbreiten. Dies alles ist dem Propheten ein namenloser Schmerz, welchem er auch äußerlich Ausdruck verleiht, indem er wie ein Beraubter einhergeht und damit zugleich das Los, das seinem Volke bevorsteht, an seiner Person veranschaulicht!*) Wie die Schakale und wie die Strauße, welche ein lautes, klagendes Geschrei ausstoßen, will er wehklagen. (Vgl. Hiob 30,27-31, an welche Stelle Micha bei diesem Ausspruch vielleicht gedacht hat!) - Die Schläge, welche das Volk treffen sollen, sind tödlich; der Prophet sieht den Untergang Israels als Gottes wohlverdientes Strafgericht herbeikommen. Auch das Königreich Juda, das noch nicht ganz soweit gesunken war, wie das Zehnstämmereich, wird davon betroffen. Selbst die geliebte Stadt Jerusalem, da der Tempel, Jehovas Wohnstätte, stand, soll nicht verschont bleiben! - Mit den aus Davids Trauerlied um Saul und Jonathan entlehnten Worten: „Berichtet es nicht in Gath (der feindlichen Philisterstadt)!“ will der Prophet die Schmach, die sein Volk trifft, vor den Feinden verbergen. Es ist ihm furchtbar, daß das Volk des lebendigen Gottes so tief gesunken und verschuldet ist und darum einem solch vernichtenden Gericht anheimfällt! „Weinend weinet nicht!“ zeigt euren Schmerz und eure Schmach nicht vor den Heiden, welche um eures Niederganges willen euren Gott verachten! (Vgl. die Anwendung, die Paulus für die Gläubigen von dieser Stelle macht: 2. Kor. 6,9.10.)