BIBELLESEZETTEL von Chr. von Viebahn

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JAHRGANG 1920
Januar 1920

Freitag, den 9. Januar 1920


Psalm 119,110-112

Das geistliche Leben ist der Schauplatz beständiger Gefahren. Der Gläubige trägt sein Leben stets in der offenen Hand und unterdessen ist alles um ihn her darauf verschworen, es ihm zu entreißen. Geht’s nicht durch Gewalt, dann versuchen die Feinde es mit List! Auch wir werden es erfahren, daß es nicht leicht ist, das Leben eines wahren Jüngers des Herrn zu führen. Finstere Mächte und böse Menschen werden nichts unversucht lassen, unsere Seele zu schädigen, zu verderben.*) - Aber, Gott sei Dank, wir brauchen nicht in die Schlingen des Feindes zu fallen.**) Wenn wir uns Schritt für Schritt an die Vorschriften unseres gnadenvollen Herrn halten, dann bilden sie unsere Bewahrung! (Lies Jud. 20; vgl. Dan. 6,11-29.) - Vers 111: Gottes - der ewigen Wahrheit - Zeugnisse zu vernehmen, Seiner Verheißungen mich zu freuen, Seinen so weisen und segensreichen Vorschriften nachzuleben - wahrlich, das ist ein Königreich, groß genug für mich! Das ist ein Erbe, das unvergänglich ist und das uns niemand streitig machen kann, wenn wir es wirklich mit Glauben und Eifer in Besitz nehmen. Es mag uns ja gehen wie Israel, als es ins gelobte Land kam: wir mögen uns unser von Gott zugesprochenes Eigentum unter schweren Kämpfen erringen müssen! Jeder Fußbreit im Worte Gottes muß mit Forschen und Glauben in Besitz genommen werden; es heißt auch hier wie vom Lande Kanaan: „Jeder Ort, darauf eure Fußsohle treten wird - euch habe Ich ihn gegeben!“ (Jos. 1,3.) Vers für Vers, Kapitel für Kapitel gilt es - betend um Licht und Verständnis - zu lesen, kennen zu lernen, zu durchforschen, von Matthäus bis zur Offenbarung, vom ersten Buche Mose bis zum Propheten Maleachi. Nur so lernen wir unser herrliches Erbteil mit seinen verborgenen Schätzen kennen und uns daran erfreuen! (Lies Jer. 33,3; Jes. 45,2.3.) Machen wir es wirklich so, dann werden wir allerdings jubeln und staunen und anbeten ob solchen Reichtums und solcher Herrlichkeiten!

V. 112: Kein Wunder, daß der Psalmsänger, nachdem er so unendliche Reichtümer und Schätze in der Bibel ausgebreitet sah (seine „Bibel“ enthielt ja erst nur den kleineren Teil des Alten Testamentes), sein Herz dazu bestimmte und zugleich von seinem Herzen bestimmt wurde, dies zu seiner Lebensaufgabe zu machen: die göttlichen Satzungen in die Tat umzusetzen! Sein ganzer Sinn war auf lebendige, tatkräftige und im Tun des Willens Gottes ausdauernde Gottseligkeit gerichtet. Er war entschlossen, die Rechte des Herrn ohne Ausnahme, ohne Wanken und ohne Aufhören zu halten. Gar manche neigen ihr Herz zu allerlei religiösen Formen und Gebräuchen, wie sie heute gerade dargeboten und angepriesen werden. Aber des Psalmisten Herz konnte sich nichts anderem zuneigen als den ewig bleibenden und ewig gültigen Vorschriften des Herrn!

*) Der Glaubenszeuge und Märtyrer Savonarola († 1489) bemerkt zu diesem Vers: „Wie vielerlei Stricke legt uns der Feind! Beim Essen sucht er uns zu fangen in Unmäßigkeit, bei der Liebe in Sinnlichkeit, bei der Arbeit in Nachlässigkeit oder in Hasten und Jagen, beim Umgang mit Anderen in Neid oder Lieblosigkeit, beim Regieren in Herrschsucht, beim Strafen in Zorn, bei Ehrenbezeugungen in Eitelkeit! Im Herzen erregt er allerhand böse Gedanken, im Munde böse Worte, in unserem Handeln verkehrte Taten und selbst im Schlaf unreine Träume!“

**) Ein Christ des 17. Jahrhunderts, Thomas Watson, sagt: „Das Auswerfen der Lockpfeife seitens des Fischers gereicht dem Fisch noch nicht zum Verderben, wenn er nur nicht anbeißt!“ (Ps. 124,1-8.)

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