Mittwoch, den 8. Oktober 1919
Psalm 119,95.96
Wie Davids großer Feind, der König Saul, mit seinen gottlosen Helfern immer wieder dem gesalbten Flüchtling auflauerte, so heute der Teufel mit seinen Helfershelfern uns! „Seid nüchtern, wachet! euer Widersacher, der Teufel, gehet umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge!“ (1. Petri 5,8.) - Wie entging denn der Psalmsänger seinen lauernden Feinden? Indem er genau den göttlichen Zeugnissen folgte! Er strafte den Feind mit Nichtachtung, indem er gar nicht auf die ihm gestellten Fallen einging, sondern sich aufmerksam und ungeteilt mit dem beschäftigte, was das allerbeste Bewahrungsmittel ist: Gottes Wort! - V. 96: Wenn wir mit offenen Augen und aufrichtigem Herzen durch die Welt gehen, empfinden und erkennen wir sehr bald die große Unvollkommenheit alles Menschlichen. Alle Weisheit der Gelehrten endet mit der Erkenntnis, daß der Mensch - im Grunde genommen - nichts weiß! Und aller Tugendstolz des Pharisäers bricht zusammen, sobald das Licht der göttlichen Wahrheit in Sein Herz und Leben hineinleuchtet, in dem verzweifelten Ausruf: „Wehe mir, ich vergehe, denn ich bin unreiner Lippen und unter einem Volke von unreinen Lippen wohne ich!“ (Jes. 6,5.) - Gibt es denn nichts, gar nichts Vollkommenes unter der Sonne? O doch, Gott sei Dank: „Dein Gebot währet“, d. h. es ist von dauerndem Bestand und Wert, von unbegrenzter Vollkommenheit und Wirkung. Ist es nicht eine unaussprechlich hohe Gnade, wenn Gott uns, die wir Staub und Asche sind, den Schatz Seines ewigen Wortes aufschließt - wenn Sein Geist unser Innerstes füllt mit dieser himmlischen Weisheit und Güte? „Die Welt vergeht mit ihrer Lust, wer aber den Willen Gottes tut, der bleibet in Ewigkeit.“