Mittwoch, den 20. August 1919
Psalm 119,66.67
Demütige Seelen sind stets lernbereit, ja, lernbegierig! Sie ahnen etwas von der unerschöpflichen Fülle der göttlichen Weisheit und Herrlichkeit und begehren nach weiteren Unterweisungen. Wir brauchen so nötig „gute Einsicht und Erkenntnis“, um in der gottfeindlichen Welt einen geheiligten, mit Gottes Willen übereinstimmenden Wandel führen zu können. (Lies Eph. 1,17.18; Phil. 1,9-11; Röm. 12,2.) - Der Psalmist sagt: „Ich habe Deinen Geboten vertraut.“ Es gibt ein Vertrauen zu den Geboten des Herrn, so gut wie einen Glauben an die Verheißungen. Wenn ich bedenke, wer die heiligen Gebote gegeben hat (es handelt sich nicht etwa um die „zehn Gebote“ insbesondere, sondern um alle Gebote in der Heiligen Schrift) - daß dieselben also heilig, gerecht und gut sind und daß die Befolgung derselben Heil und reichen Segen in sich schließt, dann werde ich meinen Glauben an sie damit beweisen, daß ich sie freudig zur Richtschnur meines Handelns mache! - Vers 67: Auch der Gläubige hat noch ein gut Teil natürlichen Hochmuts in sich; deshalb kann keinem von uns Leiden und Demütigung erspart bleiben.
Macht gebeugt, barmherzig, kindlich,
Leiden, wer ist deiner wert?
Hier heißt man dich eine Bürde,
Droben aber eine Würde,
Die nicht jedem widerfährt.
Ohne es immer zu wollen und zu wissen, irrt ein ungebeugtes Herz noch oft. Aber die Demütigung führt uns, wenn wir sie recht verstehen, in die tiefere Erkenntnis Gottes ein; wir lernen den Willen Gottes und auch die Kraft Seiner Gnade besser zu erfassen. So können wir - geläutert und gedemütigt durch Leiden - Sein Wort treuer bewahren und befolgen als früher! Welch ein Segen der Demütigung; wollen wir noch vor ihr zurückschrecken?