Donnerstag, den 12. Dezember 1918
Psalm 119,26.27
„Meine Wege habe ich (Dir) erzählt“; dies Wort läßt sich sehr vielseitig auffassen. Der Herr liebt bei Seinen Knechten und Mägden diese volle Offenheit, daß man nichts vor Ihm verbirgt, daß man ohne Angst und Scheu Ihm das ganze Herz auftut und ausschüttet. Selbst wenn ich verkehrte Wege gegangen wäre - ich will es meinem Herrn bekennen. Er allein kann mich reinigen, zurechtbringen, heilen und mir vergeben! Und wenn ich nach Seinem Sinn gewandelt bin und Menschen beurteilen mich falsch - ich darf meinem Herrn alles sagen, wie ich es gemacht und gemeint habe - Er versteht mich völlig; wenn Er mich rechtfertigt, wer ist es, der mich verurteilen könnte? - Er versteht auch die vielen Kämpfe und Schmerzen, die mein Lebensweg schon mit sich brachte; wenn mein Herz blutet, ich darf Ihm alles aussprechen und Er versteht selbst das unausgesprochene Weh und gießt Seinen lindernden Balsam in die Wunden! Ich habe es ja schon so oft erfahren, daß Er mich erhört, erquickt und tröstet - Er wird es auch heute tun! Möge nur auch stets dies unser wichtigstes und tiefstes Begehren sein bei all unseren Erlebnissen und Erfahrungen, daß der Herr uns durch dieselben Seine Satzungen, Seine heiligen Grundsätze, die Grundregeln Seines Hauses und die Grundzüge Seines Wesens klarmache, einpräge, köstlich mache! Ein größerer Segen aus den Erfahrungen und Trübsalen des Lebens - eine herrlichere Frucht Seiner Erziehung an uns läßt sich nicht denken! - Vieles im Worte Gottes wird uns erst klar und wichtig durch die Führungen Gottes und durch unsere Erlebnisse und Erfahrungen unter den Menschen. Darum wollen wir unter allen Umständen und in jeder Lage fleißig in der Heiligen Schrift forschen und dabei ernstlich flehen: „Laß mich verstehen den Weg Deiner Vorschriften!“ Auch wollen wir nicht soviel an uns herumdenken, sondern oft uns ein wenig Zeit nehmen, um zu sinnen über die Wundertaten des Herrn! Von ihnen, nicht von unseren Leiden, wollen wir zu anderen reden!