BIBELLESEZETTEL von Chr. von Viebahn

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JAHRGANG 1916
Dezember 1916

Donnerstag, den 7. Dezember 1916


Psalm 102,23.24 (Luther 102,24.25)

Nach dem lieblichen Ausblick auf die wunderbare Segnung Seines Volkes in ferner Zukunft (V. 12-22) empfindet der Psalmist doppelt schmerzlich die eigene Hinfälligkeit. Deshalb wendet er sich zum HERRN, der die Quelle alles Lebens ist, und bittet: „Mein Gott, nimm mich nicht hinweg in der Hälfte meiner Tage!“ Wir vernehmen nicht, ob Gott dies Gebet um Verlängerung des Lebens erhört hat, wie Er z. B. dasjenige Hiskias erhörte, dem Er auf Seine tränenreiche Bitte fünfzehn weitere Lebensjahre hinzufügte. (Lies Jes. 38.) Gott gibt Seinen Knechten und Mägden auf ihr Flehen nicht immer gerade das, was sie bitten, sondern häufig etwas weit Höheres und Besseres.*) So sehen wir auch hier, wie der Geist Gottes die Gedanken Seines Knechtes nach diesem kurzen Gebetsseufzer vollständig ablenkt von sich selbst und wie er von neuem ganz hingenommen wird von der ewigen Größe, Macht und Herrlichkeit seines Gottes: „Von Geschlecht zu Geschlecht sind Deine Jahre!“ - So will der Heilige Geist auch uns ablenken von unserem kleinen Ich mit seinen Schmerzen und Nöten und ganz erfüllen mit Bewunderung und Anbetung für unseren herrlichen Gott!

In Hebr. 1,10-12 wirft der Geist Gottes ein völlig neues Licht auf diese Stelle. Wir vernehmen in der Klage dieses Psalms die Stimme Christi als Mensch auf Erden. Er war wie kein anderer Mensch auf Erden „mit Leiden vertraut“. (Jes. 53,3.) Niemand hat so tief wie Er die „Zerschmetterung des heiligen Volkes“ und die tiefe Schmach des Namens Jehovas vor den Völkern der Welt empfunden als Seine eigene Schmach und Sein tiefstes Leiden: „Die Schmähungen derer, die Dich (Gott) schmähen, sind auf Mich gefallen.“ (Psalm 69,9; Luther 69,10.) Ja, Er, Jesus, „wurde abgeschnitten aus dem Lande der Lebendigen; wegen der Übertretung meines Volkes (Israel) hat Ihn Strafe getroffen.“ (Jes. 53,8.) Der Verfasser des Hebräerbriefes sieht nun die in unserem Psalm an Jehova gerichteten folgenden Verse (24b-27, Luther 25b-28) als von Gott an Christum gerichtet an und betrachtet sie als die göttliche Antwort auf Seine Klage - eine Antwort, die in Seiner Auferweckung am dritten Tage ihren herrlichen Ausdruck fand! (Man lese aufmerksam Hebr. 1,7-13, besser noch das ganze Kapitel, und beachte besonders V. 10-12!)

*) Dem treuen Diener Paulus wurde trotz seiner dreimaligen Bitte der „Pfahl im Fleisch“ nicht entfernt; doch die Zusicherung seines HERRN: „Meine Gnade ist genug für dich, denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht!“ war eine unendlich bessere Ausrüstung für den Dienst, als es die Heilung jeder körperlichen oder sonstigen Beschwerde gewesen wäre! - Dem gläubigen König Hiskia dagegen wurden die fünfzehn Jahre, die er sich hinzuerbeten hatte, kein Segen - er kam zurück im inneren Leben!

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