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4. Mose 12,10-12
10 dazu die Wolke wich auch von der Hütte. Und siehe da war Mirjam aussätzig wie der Schnee. Und Aaron wandte sich zu Mirjam und wird gewahr, daß sie aussätzig ist, 11 Und sprach zu Mose: Ach, mein Herr, laß die Sünde nicht auf uns bleiben, mit der wir töricht getan und uns versündigt haben, 12 daß diese nicht sei wie ein Totes, das von seiner Mutter Leibe kommt und ist schon die Hälfte seines Fleisches gefressen.
Mirjam wird hier schwerer gestraft als Aaron; denn augenscheinlich war sie die An-stifterin des bösen Geredes gewesen. Aaron jedoch, der als Mann und als Hoherpriester des Volkes sich in keiner Weise an dieser sündhaften Art hätte beteiligen sollen, muß seinen Teil der Schuld schwer genug empfinden. Je höher dein Stand in der Welt, in deiner Familie und im Volke Gottes ist, desto schwerwiegender ist ein Fehltritt aufzufassen! - Für ein einigermaßen lauteres Herz ist es peinlicher, den Mitschuldigen so hart gestraft zu sehen, als selbst eine Strafe zu tragen. Aaron stellt sich durchaus mit unter die begangene Sünde und die verhängte Strafe. Und in richtigem Empfinden wendet er sich nicht unmittelbar an Gott um Rettung der Mirjam, sondern eben an Mose, gegen den sie beide sich verfehlt hatten. - Jetzt sieht er ein, wie schlimm und zugleich wie töricht solcher Hochmut und solch böses Reden in Gottes Augen war. Es ist schmerzlich, aber wahr, daß oft erst die Strafe und die Folge einer Sünde uns die Größe der letzteren erkennen läßt! - Sich an einem von Gott anerkannten, bewährten Hirten und Führer des Volkes Gottes zu verfehlen, ist eine besondere Sünde, welche schwer heimgesucht wird. Vielmehr sollten solche „über die Maßen in Liebe geachtet werden um ihres Werkes willen!“''' (Lies 1. Thess. 5,12.13; 1. Tim. 5,17-21; Hebr. 13,17.)
Immer wieder muß es den Gläubigen nahegebracht werden: Wenn du dich an einem Menschen verfehlt hast, dann genügt es nicht, dem Herrn die Schuld zu bekennen; du mußt sie auch demjenigen abbitten, an dem du dich versündigt hast! Der Herr kann erst dann dir vergeben und dein Gewissen stillen, wenn du dein Unrecht bei den Menschen abgebeten und gutgemacht hast!
(Freitag 10. November 1922)