Sonntag, 18. Januar 1954
1. Mose 45,24; Jakobus 3,13 - 4,12
Die Welt ist heute voll von Selbstsucht, Neid und Streit – die Menschen sind untereinander gehaßt und hassen einander. Darum ist auch so viel Unglück und Jammer, so viel Not und bitteres Herzeleid. Die Sünde hat all diese Zerrissenheit hereingebracht in die Welt. Der Teufel ist der große Hasser und Neider Gottes und der Menschen, und er hat all dieses Gift des Mißtrauens und der Lieblosigkeit ausgestreut. Dun sollte man denken, daß da, wo das Evangelium von Jesus Christus die Menschen erfaßt hat, Haß, Neid und Streit ausgeschlossen wären – wo die Liebe Gottes erkannt und geglaubt wird, da müsse alle Selbstsucht weichen. Ja, es sollte so sein! Aber es gibt – zu unserer großen Beschämung müssen wir es sagen – noch viel Zerrissenheit und Uneinigkeit unter dem Volk Gottes, noch viel Zank und Streit unter den Gläubigen. [Lies Gal. 5,13 - 6,10; vgl. dagegen Apg. 4,32-35; 9,31.] Jakobus zeigt uns in seinem ganzen Brief die Gründe und Quellen, aus denen diese tiefbedauerlichen Erscheinungen herrühren: Vornehm-sein-wollen, Hochmut, Zungensünden, Sinnlichkeit, Mangel an praktischer Reinigung im Wandel, Mangel an Buße und Demut, Hangen am Irdischen, Ungerechtigkeit gegen Untergebene, Mißachtung Hochgestellter, Ungeduld, Festhalten und Nichtbekennen geheimer Sünden, Gebetsmangel, Unaufrichtigkeit, Trägheit! O was für eine Liste von Sünden und Fehlern! Ist dein Hindernis, lieber Bruder, liebe Schwester – dein Fehler, der an der Uneinigkeit und dem Streit schuld trägt, hier auch genannt? Oh laß dich davon reinigen in der Kraft Gottes! Es ist Tatsache, wo die Gläubigen sich reinigen, da einigen sie sich auch!
(Lies Joh. 17,20-23; Phil. 2,1-4.)