Sonntag, den 19. August 1934
2. Mose 22,5-15; [vgl. 1. Mose 31,36-40]
Wenn in unserem Kapitel von Diebstahl, Raub und Veruntreuung die Rede ist - was haben wir Menschen doch unserem großen Gott geraubt oder vorenthalten an Ehre und Ehrfurcht, Dankbarkeit und Vertrauen. Der Apostel legt im Anfang des Römerbriefes dar, daß die Menschen, obwohl Gott sich ihnen als der große Schöpfer und Erhalter der Welt geoffenbart habe, Ihm nicht die Huldigung und den Ruhm dargebracht haben, der Ihm gebührt. Stattdessen sind sie den Weg des Ungehorsams und der Torheit gegangen und sind der Verfinsterung und dem Irrtum anheimgefallen. [Lies Röm. 1,18-25; Jer. 2,26-28.] - Als unser hochgelobter Heiland am Kreuze hing, da hat Gott Ihn, Seinen eigenen geliebten Sohn, haftbar gemacht für alles, was wir Gott vorenthalten und angetan haben: „Um unserer Übertretungen willen ward Er verwundet - um unserer Missetat willen wurde Er zerschlagen; Gott hat Ihn treffen lassen unser aller Ungerechtigkeit!“ - in Psalm 22 und 69 hören wir Ihn, unseren selbstlosen, heiligen Bürgen, ausrufen: „Mein Gott, Mein Gott, warum hast Du Mich verlassen? ... Was Ich nicht geraubt habe, muß Ich erstatten! Schmähungen derer, die Dich schmähen, sind auf Mich gefallen!“ - Sind wir Erlöste uns wohl schon voll und ganz bewußt geworden, was unsere Versäumnisse, Verfehlungen und Sünden unseren großen Bürgen gekostet haben? Und Er hat uns nicht nur gerade eben aus der Schuldhaft befreit - Er hat uns in das unumwölkte Licht der Herrlichkeit gebracht - uns auf immerdar vollkommen gemacht, so daß wir nun dem heiligen, liebenden Herzen Gottes nahestehen für Zeit und Ewigkeit! - V. 7 und 8: In diesem Abschnitt handelt es sich um anvertrautes Gut. Wie nachlässig und gleichgültig können die Menschen - oft auch Kinder Gottes im Blick auf anvertrautes Gut sein. Der Herr aber zeigt uns hier, wie verantwortlich wir für dasselbe sind! - Es ist die schmähliche Selbstsucht des natürlichen Herzens, die sich wenig daraus macht, wenn der Nächste in seinem Besitztum geschädigt wird, der aber alles daran liegt, selbst keinen Nachteil, sondern nur Nutzen zu haben! - Die göttliche Liebe ist gerade das Gegenteil von dieser Selbstsucht und handelt auch gerade entgegengesetzt; lieber opfert sie alles und büßt alles ein, als daß sie zuläßt, daß der andere zu Schaden kommt in kleinen oder großen Angelegenheiten! „Dieses wißt und versteht ihr ja, daß kein Habsüchtiger (der ja ein Götzendiener ist) ein Erbteil hat im Königreiche Gottes und des Herrn Jesu!“ - War das anvertraute Gut aus dem Hause des Israeliten gestohlen und der Dieb wurde entdeckt, so wurde dieser bestraft. Konnte der Israelit nicht Auskunft geben über den Verbleib der anvertrauten Gegenstände, so mußte er einen Reinigungseid leisten, der seine gänzliche Schuldlosigkeit bewies. (V. 11.) - Wir denken hier an den Herrn Jesus, dem der Vater die erlösten Menschenseelen zu heiliger Betreuung und Bewahrung anvertraut hat. In Joh. 17 legt unser liebender Herr dem Vater Rechenschaft ab über die Jünger, die Ihm während der 3½ Jahre Seiner Erdenwirksamkeit anvertraut waren: „Ich habe Deinen Namen den Menschen geoffenbart, die Du, Vater, Mir aus der Welt gegeben hast! ... Und Ich habe sie behütet, und keiner von ihnen ist verloren, als nur der Sohn des Verderbens, an dem sich die Schrift erfüllt.“ (Vgl. Joh. 6,39.40.54.55.)